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Spurensuche in Bad Rippoldsau
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noch Mühe, die Bade- und Kurhäuser den wachsenden Ansprüchen entsprechend
zu modernisieren, sie umzubauen bzw. zu erweitern oder gar zusätzliche
Neubauten zu errichten. So beispielsweise unterstützte Fürst Karl
Egon den seinerzeitigen Badpächter Franz Xaver Goeringer (1783-1821)
dadurch, dass er 1820 einen neuen Brunnenbau errichten ließ. Dieses Gebäude
ist im Hintergrund der Abb. 2 gut zu erkennen. Abb. 6 zeigt den im
Jahre 1903 um ein Stockwerk erhöhten Brunnenbau. Ab 1825 gab es einen
vom jeweiligen Badbesitzer vertraglich verpflichteten Badearzt im Kurort.
Er bewohnte das in den Abbildungen 3 und insbesondere 6 zu sehende
schmucke Doktorhaus, das schon im Jahre 1939 - weil baufällig - abgebrochen
wurde.13
In mancher Saison war der Zustrom der Gäste so groß, dass die Zimmer
in den Badgebäuden nicht ausreichten. Wohl deshalb wurde der von Friedrich
Rudolf 1658 errichtete und, wie die Abb. 2 belegt, zumindest im 19.
Jahrhundert äußerlich noch recht ansehnliche „alte Fürstenbau" („Be-
schließerey"), der ursprünglich ausschließlich der fürstlichen Familie als
Wohnsitz in Rippoldsau vorbehalten war, auch anderen Gästen zugänglich
gemacht. Im Erdgeschoss wurde ein Billardsaal und ein Lesezimmer eingerichtet
. Obwohl schon um 1830 „36 tapezierte und 114 ausgetünchte
Gästezimmer" im Bad zur Verfügung standen, wovon 15 Zimmer beheizt
waren, musste Badbesitzer Balthasar Goeringer (1795-1865) oftmals Gäste
zur Übernachtung ins etwa 1,5 km vom Badzentrum entfernte, 1802 säkularisierte
Benediktinerkloster schicken. Dieses Kloster (Abb. 7 oben
links) gab dem Rippoldsauer Ortsteil „Klösterle" seinen Namen. Im Ortsteil
„Klösterle" wohnte u. a. auch der Großherzog Leopold von Baden, der
oftmals mit seinem Sohn Prinz Friedrich, dem späteren Großherzog Friedrich
I., zur Kur nach Rippoldsau kam.14
In diesem Zusammenhang ein kurzes Zitat aus „Meyers Reisebücher",
Ausgabe 189915: „Rippoldsau ... größtes und besuchtestes, aber auch teuerstes
aller Kniebisbäder ... Großes Kuretablissement von Otto Goeringer
(dem Eigentümer der Quellen und des Bades), ein sehr zu empfehlendes
komfortables Hotel I. Ranges mit vortrefflicher Verpflegung ... Touristen
wohnen billiger in den beiden einfacheren Gasthöfen beim ,Klösterle' (1/4
St. weiter) im Hotel Fritsch ,Zum Klösterle' (Abb. 7) oder Schneggenbur-
gers ,Gasthof zum Erbprinzen'. Der Pfarrer logiert auch Badegäste."
Ständiger Zuwachs an Gästen erforderte weitere Hotelbauten
Insbesondere im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Sommerkur zum Statussymbol
. Nach Meinung objektiver Beobachter waren die Heilquellen zu
dieser Zeit und auch schon lange vorher weniger Zufluchtsorte für Kranke
als Belustigungsorte für Gesunde.16 Wegen der immer noch zu geringen
Zimmerkapazität im Bad - 1863 waren es 211 Zimmer für 300 Gäste -
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