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Athletenverein Zell am Harmersbach
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Mein Großvater Ludwig Gureth wurde am 12. Juli 1904 in Oberentersbach
geboren. „1924", so erzählte er mir, „war ich beim internationalen
Ringerwettstreit in Zell a.H. als Zuschauer." Die Erlebnisse dieses sportlichen
Großereignisses, die ganze Stimmung, der sportliche Wettkampf,
reizten meinen Großvater, der bislang nur Arbeit auf der Landwirtschaft
gekannt hatte, so sehr, dass er umgehend in den Kraftsportverein eintrat.
Von diesem Tage an war er ein engagierter Ringer, der selbst nach schwerster
Tagesarbeit den Weg in die Übungsstunden einschlug, wo er im Trainer
Andreas Hermann von Unterharmersbach einen sachkundigen und verständigen
Trainer hatte. Wer meinen Opa kennt, glaubt ohne weiteres, dass er
im Fliegengewicht trainierte. Die Zusammenkünfte fanden in der Kirchstraße
statt, wo der heutige Friseursalon Marie-Louise ist. Familie Graber,
welcher der Hof gehörte, ließ die Zeller Ringer dort trainieren, zumal Herr
Graber ein guter Kollege meines Opas war. Es wurde dort in der Scheune
ein kleiner Raum ausgebaut, in welchem das Training stattfand. Mein Opa
fuhr zu vielen Sportwettkämpfen. Sein erster Erfolg war in Unterharmersbach
im Jahre 1924 bei den Wettkämpfen anlässlich der Weihnachtsfeier
des Vereines. Daraufhin wurde mein Opa erster Wettstreitführer und hatte
großen Erfolg bei der Erringung des 1. Platzes seiner Sportkameraden. Der
Kampfsportverein verfügte zur damaligen Zeit über 15-20 aktive Mitglieder
. Da es zu jener Zeit keine öffentlichen Verkehrsmittel gab, war mein
Opa meistens auf sein Fahrrad angewiesen, ab und zu konnte auch das
Bähnchen benutzt werden.
Im Jahre 1925 nahm er zum 2. Mal an einem Wettkampf teil und schaffte
gegen große Konkurrenz den 3. Platz. Dieser Wettkampf hatte in Schiltach
beim Gaufest der Leichtathleten stattgefunden. Mit großem Stolz brachte er
seine errungene Medaille in sein Heimattal Oberentersbach zurück.
Im August des Jahres 1926 waren die Zeller Schwerathleten nach Furtwangen
zu einem Freundschafts Wettbewerb eingeladen. Mein Opa fuhr mit
der Eisenbahn bis nach Triberg, von wo sie nach einer Zusage der Sportkameraden
aus Furtwangen versetzt worden waren. Man entschloss sich zu
einer Abstimmung über das weitere Programm. Einstimmig kam man zu
dem Entschluss, nach Furtwangen zu laufen. So war es kein Wunder, dass
die Kämpfer nach dieser anstrengenden Fußpartie abgekämpft schließlich
in Furtwangen ankamen. Die Zeller Wettkämpfer ließen sich aber dadurch
nicht beirren und mit einem überragenden Einsatz und Mannschaftsgeist
schafften sie schließlich einen überraschenden Sieg. Die Strapazen hatten
sich gelohnt.
Es war, als ob dieses Erlebnis die Mannschaft beflügelt hatte. Von Wettkampf
zu Wettkampf waren die Zeller Athleten besser und entwickelten
sich zu einem gefürchteten Gegner. Bereits im Jahre 1927 konnte sich
mein Opa als bester Zeller Athlet bezeichnen.
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