Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
89. Jahresband.2009
Seite: 559
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Nachrichten

559

Gerhard Finkbeiner

Lehrer, Heimatforscher, Denkmalpfleger

Am 8. April 2009 starb in Schuttertal Gerhard
Finkbeiner. Ohne Vorwarnung ging er mitten aus
einem erfüllten, aktiven Leben, ließ Familie,
Freunde, Gleichgesinnte bestürzt und ratlos zurück
. Er wurde nur 68 Jahre alt.

Wie niemand zuvor hatte er sich um die Bewahrung
der Kulturlandschaft des Schuttertals
bemüht, hatte als Denkmalpfleger das Bewusst-
sein für die Schönheit der alten, oft bescheidenen
und deshalb wenig geachteten bäuerlichen
Architekturdenkmale geweckt und mehr als 40
Jahre lang für ihren Erhalt gekämpft.

Der 1940 geborene Lörracher kam zusammen
mit seiner Frau Marlies 1964 nach Schuttertal
und unterrichtete dort an der Grund- und
Hauptschule. Von Anfang an gehört neben dem
Lehramt sein Interesse, oder besser gesagt seine
Leidenschaft der Schwarzwaldlandschaft mit ihren
alten historischen Bauernhäusern und deren Nebengebäuden. Und das in einer Zeit, in
der manches einem falschen Fortschrittsverständnis geopfert wurde.

Sein Engagement blieb nicht unbemerkt. Bereits Anfang der 70er Jahre wurde Gerhard
Finkbeiner vom Landesdenkmalamt zum „ehrenamtlichen Beauftragten für die Denkmalpflege
im Bereich der Gemeinden Schuttertal und Seelbach" berufen. Mit Beharrlichkeit
und Ausdauer, oft mit Hartnäckigkeit nahm er dieses Amt wahr. Und dank seiner unermüdlichen
Überzeugungskraft gelang es ihm, einen Bewusstseinswandel herbeizuführen, die
Besitzer der Objekte von der Schönheit ihrer oft genug gering geachteten, unspektakulären
Baudenkmale zu überzeugen. Dazu gehörten neben den Schwarzwälder Bauernhäusern
Kornspeicher, Kapellen und vor allem Hofmühlen. Sieht man sich um im Schuttertal: Eine
Vielzahl renovierter Höfe samt ihren Nebengebäuden zeugen von seinem Wirken. Dazu gehören
auch die sorgsam restaurierten Bildstöcke und Wegkreuze, für deren Erhalt er sich
viele Jahre lang einsetzte und deren Erfassung in dem schönen Buch „Wenn Steine reden"
(1988) ihren Niederschlag fand.

Aber mehr noch als den steinernen Zeugen der Vergangenheit gehörte Gerhard Finkbei-
ners Interesse den Menschen des Tales und ihrer Herkunft. Die Geschichte der Dörfer, der
einzelnen Höfe und ihrer Familien, speziell aber die Erforschung der Auswanderung waren
sein großes Thema. Dabei genügte es ihm nicht, die Auswanderungswellen in den Balkan
und nach Nordamerika zu dokumentieren. Er stellte Verbindungen her zu den Nachfahren
der Schuttertäler, die in Zeiten bitterster Not ihre Heimat verließen. Ein Ergebnis dieser Forschungsarbeit
ist die Patenschaft Schuttertals für die Heimatgemeinschaft Modosch/Banat.

Auch mit den Nachkommen der im 19. Jahrhundert nach Nordamerika ausgewanderten
Schuttertälern nahm er Kontakt auf, reiste mehrmals nach Ohio, Indiana und Oregon. Traf
die Nachfahren der Familien, die vor 150 Jahren die Reise ins Ungewisse angetreten hatten,
weil ihnen die Heimat keine Lebensgrundlage mehr bieten konnte. Seiher klopften immer
wieder Besucher aus Amerika an seine Tür, die nach ihren „roots" in der Heimat ihrer Vorfahren
suchten.


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