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Und er verstand es, Geschichte greifbar zu machen. Die Gestaltung der Ortsjubiläen im
Tal - 700 Jahre Schuttertal (1970), 750 Jahre Dörlinbach (1975), 800 Jahre Seelbach (1979)
- wurde wesentlich von ihm beeinflusst. Sorgfältig recherchierte Ortschroniken entstanden
zu diesen Anlässen.
Schließlich war Gerhard Finkbeiner Mitherausgeber und Gestalter umfangreicher Ortssippenbücher
von Schuttertal, Dörlinbach und Schweighausen. Dazu befähigte ihn unter anderem
seine Tätigkeit als Lehrer, der nicht nur im Tal wirkte, sondern auch wohnte (ein
Umstand, der heute leider nicht mehr selbstverständlich ist). In vielen Familien Schuttertals
waren es zwei Generationen, die bei ihm die Schulbank drückten.
Zu guter Letzt betrieb er auch Familienforschung in eigener Sache: die weit verzweigte
Sippe der Finkbeiners stammt aus dem Hochschwarzwald, aus der Gegend um Freudenstadt
.
Es ist fast selbstverständlich, dass Gerhard Finkbeiner auch der Mitgliedergruppe Seel-
bach-Schuttertal des Historischen Vereins für Mittelbaden eng verbunden war: 1980 als
Gründungsmitglied und seit 1988 als ihr Vorsitzender.
Und noch ein sichtbares Zeugnis seines unermüdlichen Wirkens gibt es: das „Bahn-
höfle" in Seelbach, einst Endstation der Schmalspurbahn von Lahr ins Tal. Die Rettung des
jahrelang zum Abbruch vorgesehenen Gebäudes ist im Wesentlichen ihm zu verdanken.
Und auch, dass es wieder mit Leben erfüllt wurde: 19 Ausstellungen über Leben und Kultur
in Seelbach und im Schuttertal wurden von der „Kommission Bahnhöfle", deren Ideengeber
er war, zwischen 2002 und 2009 gestaltet.
Politisch hat sich Gerhard Finkbeiner nur einmal engagiert, aber das im richtigen Augenblick
: In der turbulenten Zeit der Gemeindereform rief er eine Bürgerinitiative ins Leben
gegen die Eingemeindung der drei Obertalgemeinden nach Seelbach. Damals, 1973/74,
als ganz junger Lehrer noch hat er sich gegen die etablierten Autoritäten gestemmt und die
Entwicklung in die richtige Richtung geschoben.
Bei so viel Einsatz konnten Ehrungen nicht ausbleiben. 1996 erhielt Gerhard Finkbeiner
von der damaligen Kultusministerin Annette Schavan die „Medaille für Verdienste um die
Heimat Baden-Württemberg", 2005 ehrte ihn seine Heimatgemeinde als Ersten mit der neugeschaffenen
Schuttertäler Bürgermedaille.
Ein Satz Gerhard Finkbeiners sei an den Schluss dieser Zeilen gestellt: „Ohne Tradition
, ohne die Kulturwerte unserer Vorfahren, ohne das geschichtliche Wissen um unsere
Vergangenheit wäre unser Leben wesentlich ärmer." Er hat es uns mit seinem Wirken bewiesen
. Erich Krämer
Veröffentlichungen:
- 700 Jahre Schuttertal (1970)
- 750 Jahre Dörlinbach (1975)
- Seelbach im Schuttertal, Marktflecken und Luftkurort im Geroldseckerland (1979), Redaktion
- Erinnerungen an vergangene Tage - Die Gemeinde Schuttertal in alten Fotos 1850-1959
(1986)
- Wenn Steine reden (1988), Mitverfasser: Gernot Kreutz
- Lahr und das Schuttertal in alten Ansichtskarten (1988), Mitverfasser Hans-Peter Mölders
- Mitverfasser der Ortssippenbücher von Schuttertal, Dörlinbach und Schweighausen
- Schweighausen im Schuttertal - ein Dorf in schwerer Zeit (1938 bisl948), Aufzeichnungen
des Pfarrers Erich Reitinger über die Pfarrgemeinde Schweighausen, Redaktion und
Herausgeber
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