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Berichte der Mitgliedergruppen
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bürg (Figur des Dionysos im Zwingerpark), die alle in 2008 Opfer von Vandalismusan-
schlägen mit Schwefelsäure bzw. Farbe geworden waren. Der Vortrag zeigte, dass neben
Kunstgeschichte und dem Wissen um Materialien und Maltechniken der Künstler zu ihrer
Zeit eine gehörige Portion Chemie zum Handwerkszeug eines Restaurators gehört.
Dr. Heiko Wagner, Archäologe und Historiker, befasste sich in einem weiteren Vortrag
mit dem Spitztannenberg über dem Haigerachtal. Bisher nicht geklärt war die Frage nach
der zeitlichen Einordnung des Erdwerks (Schanze oder Teil einer früheren Kultstätte) auf
der nach „Lothar" freien Bergkuppe, 1996 von Josef Naudascher u. a. in der „Ottenau" vorgestellt
. Die Antwort des Referenten: Es handelt sich um eine Schanze aus der Zeit des Türkenlouis
, Ende des 18. Jhs. Er begründete das Ergebnis seiner Untersuchungen mit (wenigen
) Funden und der Tatsache, dass der Spitztannenberg in einer gedachten Verteidigungslinie
weiterer Schanzen der Barockzeit mit gleichen charakteristischen Merkmalen liegt, von
denen er einige ebenfalls erkundet hatte und zum Beweis seiner These anhand von Dias
vorstellte: „Auf der Schanz" bei Strohbach, „Aufm Schänzle" bei Dantersbach, „Pauli-
schänzle" bei Bergach. Der häufige Name „Schwedenschanze" weist weder auf Erbauer,
Verteidiger noch Erstürmer der Bollwerke hin, er ist erst später aus der Erinnerung an den
30-jährigen Krieg entstanden.
Eine zweitägige Studienfahrt gemeinsam mit dem Katholischen Bildungswerk führte zu
den Karolingern und Staufern und den von ihnen geprägten Wirkungsstätten Worms,
Mainz, Kloster Eberbach, Ingelheim und Königshalle Lorsch.
Am 14. September, Tag des offenen Denkmals, stand das Anwesen Hauptstraße 9 angrenzend
an das umstrittene Löwenbergareal für interessierte Besucher offen. Es handelt
sich dabei um eines der wenigen noch gut erhaltenen typischen Ackerbürgerhäuser mit Vorder
- und Hinterhaus, kleinem Innenhof und umlaufender Galerie, nach 1789 erbaut und
dem benachbarten Fischerhausensemble ähnlich.
Der geplante und wenige Wochen später vollzogene Abriss des unmittelbar angebauten
Fischer-Hinterhauses sorgte für eine etwas ungewöhnliche und höchst aktuelle Situation.
Bei den Führungen durch das mit großem Aufwand liebevoll und denkmalgerecht sanierte
Haus und den begleitenden Informationen anhand von Plänen, Bildern und Computersimulationen
entwickelten sich rege Diskussionen über die anstehenden, strittigen Neubaumaßnahmen
.
Als Ergebnis des Denkmaltages kam es auf Initiative des Vorstands der Mitgliedergruppe
zu einem Pressegespräch mit dem OT am inzwischen freigeräumten Bauplatz und in der
Folge zur politischen Einmischung der Öffentlichkeit in Form einer Bürgerinitiative mit
Unterschriftenaktion und zahlreichen Leserbriefen. Aufgabe des Vereins und gleichgesinn-
ter Bürgerinnen wird es jetzt sein, auf Einhaltung der Altstadtschutzverordnung ohne Wenn
und Aber zu bestehen.
Die Wahlen in 2008 ergaben folgende Zusammensetzung des Vorstands: Vorsitzender:
Bernhard Wink (Wiederwahl); neuer stellvertretender Vorsitzender: Alexander Bächle;
Schriftführer: Hans-Jochen Schuck (Wiederwahl); neue Rechnerin: Elke Lang. Neben einem
wachsamen Auge auf das Baugeschehen im Stadtkern wird der Vorstand die ehrenvolle
Aufgabe haben, das 100-jährige Jubiläum der Mitgliedergruppe am 17. Juli 2010 zu organisieren
.
Hans-Jochen Schuck
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