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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2010/0068
Burg und Herrschaft - Das Renchtal als mittelalterliche Burgen- und Adelslandschaft 67

Dass die Burgen nach ihrem Zerfall heute als touristische Orientierungspunkte
wieder in die allgemeine Aufmerksamkeit gerückt
werden, hat ihnen etwas von ihrer einstigen Bedeutung,
wenn auch in völlig anderem Sinn, zurückgegeben. Vor dem Hintergrund
der boomenden und sich ganz einseitig ausweitenden
Vergnügungs- und Genussnutzung dieser Orte bleibt die Hoffnung
, dass die Bürger sich selbst nicht aus dem Verlauf der reichen
Geschichte verabschieden, indem sie die bedeutenden Orte
und Zeugnisse ihrer historischen Identität und der des Tales zu
reinen Tourismus- und Eventsymbolen verkommen lassen.

Vieles von dem, was im Mittelalter grundgelegt wurde, ist,
manchmal lediglich in weniger sichtbaren Strukturen, erhalten
und, wenn auch oft nicht wahrgenommen, bis heute wirksam
geblieben. Andererseits sind gerade jetzt, in allerjüngster Zeit,
manche Entwicklungen wieder rückläufig verlaufen, zu den frühmittelalterlichen
Zuständen hin. Dafür stehen drei Beispiele:

1. Die Veränderungen in den Renchtäler katholischen Pfarreien,
deren Entstehung wir im Mittelalter begründet finden, hin
bzw. zurück zu immer größeren so genannten „Seelsorgeeinheiten
", mit dem Wegfall der Möglichkeit intensiver örtlicher
seelsorgerischer Betreuung, könnte in weiterer Zuspitzung
wieder zur talumfassenden Großpfarrei führen, wie sie mit
dem historischen Nußbach am Beginn der Renchtäler Geschichte
bereits bestand.106

2. Freies Land und damit landwirtschaftlich nutzbare Fläche zu
schaffen, war das Ziel jahrhundertelanger Rodungen; diese
haben auch den Landschaftscharakter des Renchtales geschaffen
, einschließlich seiner heutigen Tauglichkeit für den Tourismus
. Diese weiten freien Flächen, für die im Mittelalter der
Grund gelegt wurde, werden teilweise landwirtschaftlich
nicht mehr benötigt, so dass bei den Eignern die Neigung
besteht, sie wieder verwalden zu lassen, Anträge auf Genehmigung
zur Wiederaufforstung oder für „Christbaumplanta-
gen" mehren sich. Das wäre jedoch für Qualität und Attraktivität
der Landschaft und den Fremdenverkehr schädlich, weswegen
man sich müht, Aktionsbündnisse zur Freihaltung der
Landschaft ins Leben zu rufen, in Presseberichten der jüngsten
Zeit ist zunehmend davon zu lesen.107

3. Die Verkehrswege waren seit jeher entscheidend für die Besiedlung
und Entwicklung einer Landschaft, so auch für das
Renchtal, das die Gründung mehrerer Burgen und seiner
Städte der Ost-West-Handelsverbindung über den Kniebis
nach Straßburg verdankt. Ganz gezielt wurden die Städte
Oberkirch und Oppenau unmittelbar an der Straße angelegt,
die Straße mitten durch das Ortsgebiet geführt.


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