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74 Johannes Mühlan
55 Pillin, Hans-Martin: Die Schauenburg. In: Die Ortenau 64 (1984), 204-216, hier 211. Dort auch der
Hinweis, dass Zeugnisse „über die Entstehung und das frühe Aussehen der Burganlage" fehlen und
auch aus dem 12./13. Jh., der bedeutendsten Bauzeit für die Schauenburg, keine nennenswerten Zeugnisse
überliefert sind.
56 Die Vermutung von Bertha Freifrau von Schauenburg über die frühere Bauweise der Burg hat einige
Wahrscheinlichkeit für sich: „Gerne wüssten wir, wie diese Burg im XI. Jahrhundert ausgesehen haben
mag. Als fürstliche Wohnung der Zähringer und Calwer Grafen muss sie mangels Spuren von Architekturstücken
aus dieser Zeit nur aus Holzbauten bestanden haben, geschützt durch die noch stehenden
und mit regelmäßigen Steinen erbaute Außenmauer". Schauenburg (wie Anm. 43), 17. Dass die
Burg „fürstliche Wohnung" der Zähringer und Calwer gewesen sei, ist nicht bekannt. Aber sicher
waren in der frühen Zeit große Teile der Bauten und Außenumwehrungen aus Holz (Wälle mit Palisaden
), als Wohngebäude für Uta kann man sich aber durchaus ein Steingebäude vorstellen, das in seinem
Bestand aber den späteren umfangreichen Bauaktivitäten zum Opfer gefallen sein wird.
57 Die Gebäudereste der Wohntürme sind auch heute noch sehr aussagefähig. Der hochgelegene Eingang
, die Normalsituation aller Bergfriede und Wohntürme, wurde durch Holztreppen und Laubengang
erschlossen und im Inneren geben Konsolsteine, Deckenabsätze, Fensternischen und Ausgänge
zu Aborterkern oder Laufgängen Auskunft über die einstigen Strukturen.
58 Fischer (wie Anm. 6), 12 und 14. Seite 14 auch der Hinweis auf die Anfänge der Herren von Schauenburg
, die nach den Stammbäumen der Familie bis ins 11. Jh. zurückreichen sollen. Bertha Freifrau von
Schauenburg beginnt die Familiengeschichte im Jahr 1005 bzw. 1050 (nicht ganz eindeutig), in der
Stammtafel II (Hauptlinie) im Jahr 1080 mit Konrad I., und bezeichnet die Schauenburger als „ein seit
dem XI. Jahrhundert urkundlich nachweisbares Dienstmannen- oder Burgmannengeschlecht". Schauenburg
(wie Anm. 43), 32, 36 und 45.
59 Mit dieser Transaktion als Hochzeitsgut und danach Erbgut war die Schauenburg den Zähringern
entglitten, die danach, wie wir schon hörten, die Burg Fürsteneck errichten ließen. Als Luitgard, die
Tochter Herzog Bertholds II. von Zähringen, den Grafen Gottfried von Calw (1075-1133) heiratete,
gab man ihr die Schauenburg (vermutlich, weil sie zähringischer Randbesitz war) als Mitgift/Heiratsgut
mit. Von den drei Kindern aus Luitgards Ehe, Gottfried IL, Luitgard und Uta, starb Gottfried früh, vor
seinem Vater, so dass Uta im Jahr 1133 Alleinerbin des elterlichen Vermögens und Eigentümerin der
Schauenburg wurde. Pillin (wie Anm. 55), 212. Nach Utas Tod 1197 kam die Burg an die Grafen von
Eberstein, die bis zu ihrem Aussterben um 1660 die Lehensherren der Schauenburg blieben, die Schauenburg
aber „zeitweise an die Markgrafen von Baden verpfänden" mussten. „Nach 1660 folgten diese
dann den Ebersteinern als Lehensherren". Beide Zitate: Fischer (wie Anm. 6), 12. Zu welchen Zeitpunkt
dann das Eigentum an Burg und (Rest-)Herrschaft vom Markgrafen von Baden, direkt oder mittelbar,
auf die Freiherren von Schauenburg überging, konnte ich noch nicht ermitteln. Burgenpolitisch bemerkenswert
ist bei den älteren Eigentumsverhältnissen der urkundlich belegte Umstand, dass „bereits
1401 ... der Markgraf von Baden das Öffnungsrecht für die Burg" hatte. Fischer (wie Anm. 6), 14 und
15. Ein weiteres Öffnungsrecht bestand 1432 für den Pfalzgrafen Ludwig III., der die Hälfte der Reichs-
vogtei Ortenau als Pfand inne hatte. Schauenburg (wie Anm. 43), 72.
60 Die Annahme der etwa doppelten Schildmauerhöhe als der heutige Rest ist nach meiner Erinnerung
von Herrn Zillgith bei einer Schauenburg-Führung mitgeteilt worden. Bei den Sanierungsarbeiten auf
der Schauenburg in den 80/90er Jahren des 20. Jh. habe man aus dem Bauschutt direkt am Fuße der
Schildmauer, dem Versturzmaterial, ein Mauerwerksvolumen errechnet und so auf die mutmaßliche
Höhe der Schildmauer rückrechnen können.
61 „Wie lange die Burg von Angehörigen der Familie (von Schauenburg, Anm. d. V.) bewohnt war, ist
nicht genau zu datieren". Obwohl bereits im 15. Jh. Häuser der Schauenburger in mehreren Städten
und Gemeinden bezeugt sind, scheinen einzelne Familien (-zweige) sowie das Archiv und ein Verwalter
weiterhin auf der Burg geblieben zu sein. Zu Beginn des 17. Jh. wurde der an der Stelle des heutigen
Schlosskomplexes gelegene Gutshof zum eigentlichen Stammsitz. Aber auch dieser wurde zunächst
hauptsächlich von Schaffnern der Schauenburger bewohnt und verwaltet, darunter der bekannte Hans
Jakob Christoph von Grimmelshausen, denn „der Wohnsitz der zwei Hauptlinien hatte sich ... inzwischen
bereits ins Elsass und nach Luxemburg verlagert". Inhaltlich und Zitate nach Fischer (wie Anm.
6), 13 und 14.
62 In einer kurz nach 1689 angelegten Liste über die im Amt Oberkirch durch die Truppen Ludwigs
XIV. zerstörten Gebäude ist die Schauenburg nicht enthalten. Sie war wohl im Wesentlichen noch
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