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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2010/0135
134 Regine Dendler, Bernhard Wink

interpretieren, dass - wie schon weiter oben angedeutet - Geburt
und Beschneidung Christi als gleichermaßen wichtig für das
Heilsgeschehen betrachtet wurden.

Eine „neue" Maria wurde in derselben Körperhaltung wie in
der ersten Bildkomposition weiter links platziert, die bereits ausgeführte
trat ihren Platz an Joseph ab und wurde übermalt. Bei
der Freilegung wurde Joseph entfernt, die erste Maria kam wieder
zum Vorschein. Ein Rest von seinem Nimbus zeugt noch von
seiner ehemaligen Anwesenheit.

Aus älteren Berichten ist ersichtlich, dass die Freilegung sehr
schwierig war, weil sich Malerei und Übertünchung fest verbunden
hatten. Es ist gut möglich, dass der Restaurator die Figur des
Joseph unabsichtlich entfernt hat, weil er sie einer jüngeren
Übermalung zugeordnet hat.

In mittelalterlichen Bildern wird häufig eine Art Zeichensprache
verwendet, die die gemalten Personen zu aktiv Handelnden
macht.

Ein gutes Beispiel sind die Prophetenbilder in den Gewölbezwickeln
. Die lebhaften Gesten ihrer Hände sind nicht zufällig.
Zum Teil zeigt die eine Hand auf die Person selbst, die andere
weist auf einen der anderen Propheten. Mit malerischen Mitteln
in Form von Redegesten wird ein angeregtes Wechselgespräch
verbildlicht, und zwar über die Grenzen der Bildfelder hinweg
quer durch den ganzen Raum (siehe Abb. 18).

Diese „Gebärdensprache" geht letztlich auf die antike Redekunst
zurück. In der „Institutio oratoria" des Quintiiianus (1. Jahrhundert
n. Chr.) z. B. sind genaue Anweisungen für die Gestik des
Redners überliefert, besonders für die der Hände und Finger, da
sie die Sprache der Wörter verstärken.27 Einen Reflex darauf finden
wir bei den Hausgereuter Propheten wieder.

Die auf der Chorsüdwand dargestellte Szene aus der Nikolauslegende
hat folgende Geschichte zum Thema: Drei Offiziere werden
bei Kaiser Konstantin unschuldig des Hochverrats angeklagt
und zum Tode verurteilt. Daraufhin rufen sie den Hl. Nikolaus
um Hilfe an. Dieser erscheint Kaiser Konstantin im Traum und
droht ihm die Rache Gottes an, falls er das Urteil vollstrecken
läßt. Sie werden freigelassen.28

Uns interessiert aber weniger die Geschichte als die Kleidung
der abgebildeten Personen. In mittelalterlichen Malereien werden
üblicherweise die Hauptpersonen wie Christus oder die
Apostel in antikisierenden Gewändern dargestellt, die einer
römischen Toga ähneln, oder aber wie hier der Hl. Nikolaus in
Pontifikalkleidung. Die anderen Personen treten dagegen in zeitgenössischer
Kleidung auf, wie sie tatsächlich in Gebrauch war
(Abb. 21).


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