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142 Christoph Schmider
die jährlichen Einkünfte schienen mit mehr als 32000 Gulden
durchaus nennenswert. Allerdings bestanden auch fixe Verpflichtungen
in Höhe von gut 20 000 Gulden per anno, die unter anderem
für Löhne und Gehälter, aber auch für Zins und Tilgung
von Krediten aufzubringen waren. Von den verbleibenden rund
12000 Gulden wurden die Pensionen der säkularisierten Konven-
tualen bezahlt, sodass unterm Strich kaum noch etwas fürs badische
Staatssäckel übrig blieb. Bei der Aufhebung hatte das Kloster
noch rund 20 Insassen. Sechs von ihnen, darunter der amtierende
und der resignierte Abt, wurden pensioniert, einige kamen
ins Kloster Gengenbach, mehrere Priestermönche wurden in den
Weltpriesterstand versetzt und arbeiteten fortan in der Pfarrseel-
sorge in Vimbuch, Stollhofen und Söllingen sowie Schwarzach.
Die beiden Novizen erhielten jeweils eine Abfindung - so würde
man das wohl heute nennen - in Höhe von 1000 Gulden und
wurden entlassen.
Die Paramente und Kirchengeräte wurden weggebracht, nur
diejenigen, die für die neu errichtete Pfarrei Schwarzach erforderlich
waren, blieben an Ort und Stelle. Die Vorräte, die beweglichen
Gerätschaften und ein Teil der Felder wurden versteigert
und brachten einen Erlös von rund 11 700 Gulden. Auch
mehrere Nebengebäude wurden verkauft, während in einem Teil
der Hauptgebäude die provisorische Verwaltung untergebracht
wurde. Außerdem wurden die Bibliotheksbestände mehrerer säkularisierter
Klöster vorübergehend nach Schwarzach verlagert,
geordnet und anschließend auf dem Wasserwege nach Karlsruhe
und Heidelberg verbracht. Anschließend wurden in der ehemaligen
Abtei verschiedene nicht unbedingt florierende Gewerbe-
und Industriebetriebe angesiedelt, darunter Textilfabriken, eine
Zuckersiederei und eine Tabakfabrik, und zudem dienten mehrfach
Teile der Klosteranlage als Lazarett. In den 1840er-Jahren
schließlich wurden mehrere Gebäude abgerissen, sodass heute
von der einstmals imposanten Abtei nur noch wenig mehr als die
- freilich überaus sehenswerte! - Kirche übrig geblieben ist.
3 Kirchengeschichte im 18. Jahrhundert -
Aufklärung und antimonastische Ressentiments
Nach diesem „Schweinsgalopp" durch gut tausend Jahre Geschichte
nun zum eigentlichen Thema und zu den eingangs gestellten
Fragen. Wie gingen die Angehörigen des Konvents im
ausgehenden 18. Jahrhundert mit der Situation um, die uns in
der Rückschau wie eine „Klosterdämmerung" vorkommen mag?
Dämmerte ihnen, was auf sie zukommen würde? Versuchten sie,
ihr Schicksal zu wenden, resignierten sie und fügten sich, oder
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