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Klosterdämmerung - Die Benediktinerabtei Schwarzach am Vorabend der Säkularisation 147
Mit diesem kleinen Ausflug in die Gastronomie sind wir nun
mitten in der für die Kirchengeschichte des 18. Jahrhunderts so
wichtigen Aufklärung angelangt. Mit dem Bau der Brauerei in
Rothaus verband der Fürstabt von St. Blasien nicht nur wirtschaftliche
, sondern auch pädagogische Zwecke: Hierdurch sollte
nämlich der im Schwarzwald teilweise exzessiv betriebene
Schnapskonsum eingedämmt werden. Bildung und Erziehung
gewannen im Verlauf des Jahrhunderts zunehmend an Bedeutung
und wurden gerade von geistlichen Institutionen gezielt
gefördert. Dabei stand keineswegs nur der je eigene Nachwuchs
im Fokus. Manche Orden erkoren Schule und Unterricht zu
einem zentralen Ziel ihres Wirkens und erhielten dadurch eine
zusätzliche Daseinsberechtigung: Zu nennen wären beispielsweise
die Jesuiten, die bis zur Aufhebung des Ordens im Jahr 1773
die Freiburger Universität14 prägten oder in Konstanz für das mittlere
und höhere Schulwesen zuständig waren.15 Doch auch außerhalb
der Städte bemühten sich Ordensniederlassungen um die
Schulbildung, so etwa in der Zisterzienserabtei Tennenbach16 -
einer der dort als Lehrer tätigen Patres, Bernhard Boll, wurde übrigens
1827 erster Erzbischof von Freiburg.
Diese weit über den eigentlich pastoralen Bereich hinausreichenden
Aktivitäten wurden theologisch begründet. Dahinter
stand die Überzeugung, die gesamte Welt in all ihren Erscheinungen
sei letztlich aus dem Willen des Schöpfers entstanden und es
sei mithin der Kirche geboten, die Talente und Fähigkeiten der
Menschen zu fördern. Im Kirchenbau, bei der Ausgestaltung der
Liturgie, in der Wissenschaft und in der Lehre konnte das Beste
zum Lob des Schöpfers nicht gut genug sein, und auch der größte
Aufwand war nichts anderes als der anschaulich gemachte Wille
des Allerhöchsten und allein dadurch schon gerechtfertigt.17
Spätestens seit sich im Österreich Maria Theresias und Josephs
II. die bevorstehende Aufhebung der Klöster abzeichnete, wurde
klar, dass nur jene würden überdauern können, deren Wirken aus
aufgeklärt-rationalem Denken heraus als „nützlich" anzusehen
war. Nun erhielten zunehmend ganz pragmatische Nützlichkeitsüberlegungen
eine handfeste Grundlage. Gleichwohl dürfte in
den ersten beiden Jahrhundertdritteln kaum jemand so hellsichtig
gewesen sein, dass er in den staatskirchenrechtlichen Veränderungen
seit Reformation und 30-jährigem Krieg schon den
Keim der letztlich zu Säkularisation und Mediatisierung führenden
Entwicklung erkannt hätte.
Dadurch kam es freilich bisweilen zu abenteuerlichen Un-
gleichzeitigkeiten, so etwa im rechtsrheinischen Teil des Bistums
Straßburg. Da absolvierte Fürstbischof Louis Rene Edouard de
Rohan vom 11. bis zum 15. Juli 1789 eine mit spätabsolutistischem
Pomp geradezu zelebrierte Visitationsreise durch seine
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