http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2010/0183
182 Franz Michael Hecht
Ein bedeutsames Merkmal dafür sind die Sektionen verstorbener
Menschen, durch die Krankheiten und Todesursachen objektiviert
werden können. Machleid berichtet mehrfach von Sektio-
1 7
nen.
Interessant ist, welche medizinischen Vorstellungen Machleid
von Krankheiten und Therapien hatte. Leider wurde Machleids
„Rezeptbuch" mit „schönen Zeichnungen und Pausen" samt der
Villinger Examensordnung im 2. Weltkrieg vernichtet. Bereits im
Jahre 1893 hatte es sich „ein eifriger Jurastudent" aus dem Familienbesitz
verschafft und dem Germanischen Museum in Nürnberg
übergeben. Dort ging es dann verlustig.18
Doch finden sich in Machleids Diarien einige Notizen zu speziellen
Erkrankungen und Therapien:
So gibt eine Notiz aus dem Jahr 1789 Hinweis auf seine Vorstellung
bezüglich des Schlaganfalls: „Der herr doctor Schmidt ßagte
öffters zue/mier, der mensch habe drey bluetsstropfen im/hirn, wann
der mittlere tropfen falle ßo ßey / der mensch gleich mauß dodt, ßo
aber der rechte tropfen falle ßo / werde der mensch auff ßelber ßeit
lamb, / ßo aber der lincke blutstropfen falle ßo werde mann auff der
lincken ßeiten lamb"}9
Als eine Sensation wurde in der damaligen Zeit das neu entdeckte
Elektrisieren und Magnetisieren angesehen, bekannt unter
dem Begriff „Mesmerismus" nach seinem Erfinder Friedrich
Anton Mesmer (1734-1815 in Meersburg). Machleid berichtet
über Erfahrungen damit aus dem Kloster Ettenheimmünster und
schreibt, dass „ßie einen bueben von hier Joßep doldt an der fallenten
ßucht in der chur haben".20
Schließlich berichtet er auch von einer Wunderheilung, die
sich in St. Landelin zugetragen hat:
„ 1786 - In der Dreyfal- / tigkeit- / wochen / ein neüwes / miracel
/ zue / Sanct= /Landelin / in der Kirchen Gott ßei ewig lob. Eß hat
sich ein neüweß mirackel zue sanct / Landelin begeben, mit einer
frau von / straßburg, welche an 2 krucken dahin / komen, wie auch
mit einem blinden Kind / ein glein meitele, und bey 3 wochen im
bad, / und baten ein großes vertrauen zue dem / großen heiligen
Landelin, ßie badeten / bede in dem bad, und waren vil zeit in der
/kirchen zu betten, die frau wurde grad / und geßund, und daß kind
wurde in der / kirchen ßehend, daß ßie vor dem landelinß / altar
betteten, ßo stunde daß kind auf von / ßeiner muetter, wäre ßehend
, und laufte / in der kirchen herum, alß geßund, mann / hat
der muetter und dem kind, von ßeiten / dem gloster, wo ßie 3 wochen
lang in dem / wirts wäre, keine bezalung ßowohl vor / kost,
alß vors bad abgenomen, wäre ein / mittel bare burgers frau auß
straßburg".21
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2010/0183