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252 Heinz Nienhaus
Abb. 4: Auch mit Sense
und Sichel verstanden
die Frauen umzugehen:
Getreidemähen am
Berghang; um 1940. Im
Bild die Rippoldsaue-
rinnen (v. L): Amalia
Beck; vermutlich eine
Schwiegertochter von
Amalia; Klara Beck,
Tochter von Amalia.
Abb. 5: Bad Rippolds-
auer Frauen beim
„Farnen", dem
Sammeln von Adlerfarn,
das als Streu in den
Viehställen verwendet
wurde; um 1950.
Abb. 6: Kartoffelernte
beim Schmidbauern in
Bad Rippoldsau,
Fürstenbergstraße 41;
um 1950.
die Getreideernte. Auf den großen Hofgütern
übernahmen in aller Regel die Männer
die Arbeit mit der Sense. In kleinbäuerlichen
Familien, in denen der Hausvater
während des Tages außer Haus tätig war,
blieb den Frauen keine andere Wahl, als
auch hier Hand anzulegen. Sie waren auch
mit dieser Arbeit bestens vertraut, wie es die
Abbildung 4 treffend belegt. Gleiches galt natürlich
auch für die Heuernte.
Eine weitere Arbeit, die von den Frauen,
gelegentlich auch Kindern, ausgeführt wurde
, war das sogenannte „Farnen": In Abstimmung mit dem Förster
wurde Adlerfarn im Wald mit der Sichel geschnitten (Abb. 5)
und mit Holzschlitten oder in Säcken zum Haus transportiert.
Dort wurde es unter dem Vordach zum Trocknen gelagert und
später - da Stroh immer Mangelware war - als Streu in den
Schweineställen verwendet. In den Kuhställen wurde zum
gleichen Zweck meist Laub und Moos gestreut, das ebenfalls aus
den riesigen Rippoldsauer Waldungen herangeholt werden
musste. Auch hier dienten Säcke und Holzschlitten als Transportmittel
.11
Die Abbildung 6 zeigt ein für Rippoldsauer Verhältnisse recht
seltenes Motiv: Fünf Frauen bei der Kartoffelernte auf einem ebenen
Acker, der zum großen Schmidbauernhof gehört. Wohl ein
wenig übertrieben und scherzhaft hieß es immer: Das einzig
Ebene (Waagerechte) in den meisten kleinbäuerlichen Betrieben
war die Tischplatte in der Wohnstube. Die Äcker, auch die mit
Kartoffeln bepflanzten, lagen wie die Wiesen und Weiden meist
an steilen Berghängen, sodass auch die Kartoffelernte, wie die
Saat, eine sehr mühevolle Arbeit war. Frau Borchert kann sich
noch gut an die mit Kartoffeln gefüllten Körbe auf ihrem Kopf
erinnern.
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