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274 Karl Kopp
ten und der zweiten Hälfte des Untersuchungszeitraums (bis
1739 und ab 1740) ablesen: Trotz des deutlichen Bevölkerungswachstums
bleibt die Zahl der Landwirte fast gleich; relativ aber
nimmt sie ab (von 11,0 auf 8,0%). Gleichzeitig verdoppelt sich
der Anteil der Weber (7,3 auf 14,7%) und der Tagelöhner (2,3
auf 5,0%). Dass vor allem junge Männer aus dem landwirtschaftlichen
Bereich in einen zusätzlichen Broterwerb drängen, ist
auch den Ehebüchern zu entnehmen: Immer wieder ist z.B. der
heiratende Sohn eines Reb- oder Ackermanns als Webergeselle,
Tagelöhner o. ä. eingetragen. Deutliche Zuwächse verzeichnen
auch die Gerber, Schuhmacher, Metzger, Küfer und Schneider.
Von einer starken Abnahme sind die Berufe des Gesundheitswesens
(Bader, Barbiere, Physici, Chirurgi u.a.) betroffen (1,8 auf
0,9%).
Der Anteil der Ziegler und der Zimmerleute nimmt um jeweils
ein Drittel ab. Das mag ein Hinweis darauf sein, dass die Bautätigkeiten
gegenüber der Aufbauphase abgenommen haben.
Am Ende des Jahrhunderts taucht als Berufsbezeichnung ein
neuer Begriff auf, der die sozialen Umwälzungen des nächsten
Jahrhunderts beherrschen wird: der Arbeiter (9-mal ab 1779).
Caroli, Langenbach, Mörstadt
Die Caroli, Langenbach und Mörstadt erscheinen als von der
Masse abgehobene Familien mit ausgeprägten Profilen. Die für
diese drei Sippen vorliegenden Stammbäume22 helfen, die Ver-
lässlichkeit unserer Datenbank zu überprüfen. Aus der Gegenprobe
gewinnen wir Ergänzungen und Korrekturen an den
Stammbäumen.
Die Caroli: Die 71 Nennungen in der Datei reduzieren sich
im Abgleich mit dem Stammbaum auf 36 Personen. Die C. sind
ein lebendiges Beispiel für die starken Lahrer Familienstämme.
Diese gründen sich auf Stammväter, mit i.d.R. zahlreichen
Kindern, die um die Jahrhundertwende heirateten. So vermählen
sich sechs Kinder des streitbaren Pfarrers Christoph Carl aus
Hildburghausen (1603-1673) in Lahr. Daraus erwächst eine
Dynastie, welche Stadtgeschichte schreibt: Johann Christoph
Caroli (1642-1707), Dreher von Beruf, war Jahrzehnte lang Mitglied
des Rates. Die Ehebücher belegen die Heirat von 9 seiner 13
Kinder.
Sein Bruder Salomon (1664-1728), Barbier, Chirurgus und
Rat, war nach Ausweis der Ratsprotokolle von 1701 bis 1704 als
Procurator ein viel in Anspruch genommener Beistand bei Rechtsstreitigkeiten
. Die weitere, bewegte Geschichte der Caroli mit
ihren Pfarrern, Drehern, Sattlern und Chirurgi, mit ihrem Wirken
für die Bürgerschaft als Räte, Procuratoren und Bürgermeister,
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