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Die Kinzig vor dem Ausbau -
Bild eines Wildflusses aus historischen Karten
Thomas Fleischhocker
Betrachtet man heutzutage die Kinzig zwischen Kehl und
Hausach, dann sieht man fast durchweg einen begradigten und
einheitlich ausgebauten Flusslauf, der von Deichen und grasbewachsenen
Vorländern begleitet wird. Mit diesem Bild vor Augen
kann man sich kaum vorstellen, dass die Kinzig vor ihrem Ausbau
ein sehr dynamischer Wildfluss war, dessen Gewässerbett
von Sand- und Kiesbänken und erheblichen Breitenunterschieden
geprägt war.
Durch den Ausbau der Kinzig ging die Vielgestaltigkeit des Gewässerbettes
verloren und damit auch viele unterschiedliche Lebensräume
für Fische, Kleinlebewesen und Wasserpflanzen. Seit
einigen Jahren werden durch Renaturierungsmaßnahmen diese
verloren gegangenen Lebensräume an ausgewählten Stellen wieder
hergestellt, soweit dies unter den heutigen Randbedingungen
(v. a. Hochwasserschutz) möglich ist. Das neu angelegte naturnahe
Flussbett orientiert sich dabei an den Strukturen, welche für
die Kinzig vor dem Ausbau typisch waren. Diese Strukturen lassen
sich in vielen Fällen aus historischen Detailkarten ermitteln.
Im Folgenden soll veranschaulicht werden, wie die Kinzig vor
ihrer Begradigung und Eindeichung in verschiedenen Teilbereichen
aussah. Die zum Teil im Original dargestellten Kartenwerke
befinden sich im Staatsarchiv Freiburg sowie teilweise als Kopien/
Reproduktionen in den Stadtarchiven Haslach und Hausach. Die
Signaturen sind soweit vorhanden unter der jeweiligen Abbildung
vermerkt.
1 Gegend um Hausach/Haslach
Der dargestellte Ausschnitt aus einer historischen Karte von 1825
zeigt das Kinzigtal im Bereich von Hausach/Haslach. Aufgrund
des relativ schmalen Talbodens und der ansteigenden Talhänge
des mittleren Schwarzwaldes zeigt die Kinzig in dieser Gegend
einen gestreckten Lauf mit nur schwachen Biegungen, d.h., der
Fluss folgt zumeist dem Talverlauf. Manchmal prallt er aber auch
an die felsigen Hänge und wird zum gegenüberliegenden Talhang
abgelenkt, was örtlich zu stärkeren Biegungen des Flusslaufes
führt. Bei Hochwässern sucht sich die Kinzig oft neue Wege,
schafft bisweilen völlig neue Läufe. Man findet daher in der Originalkarte
oft Reste alter Kinzigläufe, die sich als langgestreckte,
oft isolierte Altwasser zeigen (s.a. Abb. 1 Bildrand unten).
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