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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2010/0300
Die Kinzig, alte und neue Erklärungsansätze für die Herkunft des Namens Kinzig 299

abweichen kann. Dieser Zeitabschnitt ist aber nicht älter als bei
der Rekonstruktion protoindoeuropäischer Sprachen.

Gain oder c/gan ist ein ganz fundamentaler Begriff im Urbaski-
schen für oben74 und ganz sicher kein Lehnwort aus dem keltischen
*kwenn75 für Gipfel, Berg, eher kann man spekulativ das
Umgekehrte annehmen76.

Nun betrachtet man die Grammatik. Ein Geschlecht kennt das
Baskische nicht. Das Baskische und damit auch das Vasconische
gehören zu den Suffixdeklinationen. Im Baskischen bildet sich
der Kasus (Fall) durch Anfügen eines Suffix. Deren gibt es im Baskischen
deutlich mehr wie in den indogermanischen Sprachen.

Mit dem Suffix -tik (von ... her) findet sich die vasconische
Lösung für den Namen Kinzig/Kaintik(a):

gainetik = von oben71, vom Gipfel her, vom Berg her, vom Äußersten
her, vom äußersten Ende her, von hoch oben herab

Wem das zu profan klingt, der sei daran erinnert, dass in früheren
Zeiten für Flurnamen keine prosaischen Namen verliehen worden
waren, sondern die Flüsse und Bäche oft einfach nur „Wasser
, Fluss, Bach" genannt worden sind. Und wer sich schwer mit
einem deklinierten Appellativ anfreunden kann, der sei darauf
hingewiesen, dass der Omnibus aus dem lateinischen stammt und
für alle heißt.

Durch Anhängen des Artikels -a sind wir bei *K/G(a)intika

(= das, was von oben kommt) gelandet.

4 Zusammenfassung

Es besteht zwar noch die Möglichkeit, dass Kinzig von einem
Wort abstammt, das vollständig aus dem Sprachgut nachfolgender
Sprachen verschwunden ist. Bei der häufigen Nennung von
Kinzig ist das aber ziemlich unwahrscheinlich.

Wir haben in der Hydronymie eine Fülle von vorgermanischen
, aber auch vorindoeuropäischen Zeugnissen. Bahlow,
Schweizer,78 Dauzat, Vennemann, Böhm, Hamel, um nur ein paar
Autoren von vielen zu nennen, haben dies mehrmals aufgezeigt.
Es gab jedoch bisher v. a. bezüglich der Suffixe ungelöste Rätsel,
weil der Code zum Entschlüsseln fehlte.

Es ist der große Verdienst von Prof. Vennemann aus München
, mit Beharrlichkeit die vasconische These wider alle Gegenstimmen79
bekräftigt und mit immer neuen schlüssigen Details
untermauert zu haben. Auch wenn Udolph80 die baltische und
slawische Genese in der alteuropäischen Hydronymie favorisiert,
so ist die vasconische Genese für die Region der Kinzigen kein
Widerspruch, sondern genetisch und archäologisch erklärbar.


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