Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2010/0318
Fastnacht im Dorf- das Beispiel Nußbach im Renchtal 317

Das Unverständnis über die vermeintlich hohen Steuerbelastungen
gab 1929 erneut Anlass zu einer Fastnachtsposse. Nußbacher
Handwerker und Bauern, die teilweise ihre Berufskleidung
trugen, beluden einen Esel hoch mit Paketen. Diese Pakete standen
für die Gewerbe-, Erbschafts-, Grund-, Fleisch-, Bier-, Branntwein
- und Gebäudesondersteuer; der Esel symbolisierte den Bürger
, der unter der Last der Steuern ächzte. Als Kommentar trug
der Esel noch ein Schild, auf dem stand: „Des Vaterlandes Dank ist
euch gewiss." Mit dem Esel zogen die Nußbacher nach Oberkirch
und beteiligten sich am dortigen Umzug, wobei sie ein selbst gedichtetes
Fastnachtslied vortrugen:

Ach, das was uns am meisten drückt,

Das dürfen wir nicht sagen.

Doch weiVs heut gerade Fastnacht ist,

So soll dies Bild euch klagen.

Freund Langohrs Last scheint ungeheuer,

Doch uns drückt härter noch die Steuer!

Refrain: So sieht es aus.

Wenn das so weiter geht V2 Jahr,

Haben wir keinTfennig mehr, Allejuja!

Das Fleisch holt ihr in Argentinien,

Den Wein in Frankreich und Sizilien,

Und unsere guten Weine

Lasst ihr uns liegen und die Schweine.

Viel wird versprochen vor den Wahlen,

Doch wer kann da noch Steuern zahlen ...

Und drückt die Not den Bauernstand,

Dies merkt man gleich in Stadt und Land

Geschäft und Handwerk leiden sehr,

Der Steuerdruck wächst täglich mehr.

Doch unser allergrößte Plag

Ist unbedingt der Steuernachtrag ...

Geduldig ist wohl dieses Tier,

Doch krank und keuchend seht ihr's hier.

Habt ihr kein Mitleid und Erbarmen

Ihr Führer mit dem Tier, dem armen?

Wenn es nicht elend soll verenden,

So muss sein Schicksal bald sich wenden ...

Nicht nur über die Steuern, sondern auch über die fallenden
Preise für landwirtschaftliche Erzeugnisse und die Importe aus
aller Herren Länder wurde geklagt. Unter der abnehmenden
Kaufkraft litten wiederum Handwerker und Kaufleute. Bemerkenswert
ist, dass die sozialen und wirtschaftlichen Probleme der
Zeit am Anfang des Jahres 1929, also schon vor dem Ausbruch
der Weltwirtschaftskrise, zum Thema gemacht wurden.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2010/0318