http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2010/0369
368 Manfred Merker
Abb. 10: Das Gasthaus
Zur Linde" am Ufer der
Murg in Rastatt
lution sowieso eingestellt, Scharpf verließ, auch zu seiner erhofften
Gesundung, rechtzeitig Richtung Wildbad/Schwarzwald die
jetzt von den zu Hilfe gerufenen Preußen belagerte Stadt. Die
nach der verlustreichen Kapitulation am 23.07. gefangen gehaltenen
Gymnasiasten wurden von den Siegern lange zur Überprüfung
ihrer Gesinnung in den Kasematten der Bastion 30 eingekerkert
. Zu allem Unglück war in der Festung der Typhus ausgebrochen
. Scharpf berichtete am 05.09. an den Innenminister von
1027 Infizierten in den Spitälern und weiteren 500 in den Miltär-
krankenhäusern in deren unmittelbarer Nähe das Lyzeum genauso
bedroht sei, wie durch das mit Gefangenen voll gestopfte
feuchte Bezirksgefängnis gegenüber der Schule. Die Eingabe weist
auch auf das Elend in den Kasematten hin, wo im Fort A der Leopoldfeste
über 600 ansteckende Fälle dahinsiechten, unmittelbar
in der Nähe der noch nicht entlassenen unschuldigen Schüler
.
Eine viel ernstere Bedrohung resultierte aus dem Versuch,
nach den bitteren Erfahrungen mit dem Revolutionskrieg in der
Festung und ihrer bedrohten Grenznähe zu Frankreich das Lyzeum
in Rastatt aufzugeben. Mehrere Gutachten waren bereits in
Umlauf, viele Städte, auch Offenburg am 29.10.1849, bewarben
sich als neuer Schulort, wobei Baden-Baden die besten Chancen
hatte, die „kränkelnde Anstalt", wie man munkelte, zu übernehmen
. Auch scheint es Misshelligkeiten und Missstände im Kollegium
gegeben zu haben, die man dem Direktor zuschreiben
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