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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2010/0402
Da steht er nun, der Stier 401

man auf die vier Evangelisten, aber auch auf Christus bezog: er
war Mensch durch seine irdische Geburt, Stier, „da er zum Opfer
ward"7, Löwe durch seine Auferstehung8 und Adler durch seine
Auffahrt in den Himmel. Auch der Stier von Kork hat sich gewissermaßen
geopfert, ist gestorben, um Frieden zu stiften.9

Doch schon in vorchristlicher Zeit schaute der Mensch voller
Ehrfurcht auf dieses Tier, ja zu ihm auf. Um 14000 v.Chr. erscheint
es auf den Wandbildern in der Höhle von Lascaux; um
16000, als ein gejagtes, auf denen der Häuser im anatolischen
Qatal Hüyük. Ein Stierkopf ziert eine Leier aus dem 3. vorchristlichen
Jahrtausend, die auf dem königlichen Friedhof von Ur in
Mesopotamien gefunden wurde. Apis hieß der heilige Stier von
Memphis, in dem sich der Gott Ptah verkörperte; auch von ihm
haben sich Bilder erhalten. Um Europa zu entführen, verwandelte
sich sogar Zeus in einen Stier. Von einem kultischen wie
zugleich sportlichen Spiel zeugen um 1550 ein Fresko im Palast
von Knossos auf Kreta und der sogenannte Stierspringer, eine
Skulptur. Ein Relief eines Stiergotts entstand um 1150 in Susa, die
Statue eines geflügelten Stiers, der als Torwächter diente, um 700
im irakischen Chorsabad. Die Bodenplatte des keltischen Kessels
von Gundestrup in Dänemark, die zwischen dem 2. und dem 1.
Jahrhundert entstand, scheint ein Stieropfer zu zeigen. Es war
etwas Göttliches um dieses Tier, von Anfang an.10 Im Kult der
Kybele kam das sogenannte Taurobolium, die Taufe mit Stierblut,
vor. Und Mithras, dessen Kult sich in nachchristlicher Zeit im
ganzen römischen Reich verbreitete, tötete und opferte der Sage
nach einen Stier, aus dessen Blut sich die Erde erneuerte.11 Diese
Sage ließ sich dann schon im christlichen Sinne deuten.12 Insgesamt
gilt, dass der frühe Mensch im Tier „ein geheimnisvolles
Wesen nicht niederer, sondern höherer Art"13 sah.

Ein Auftrag, und was aus ihm wurde

Im Jahre 2000 kam der Gedanke an ein solches Denkmal zum
ersten Mal auf, und der Bildhauer, Prof. Klaus Ringwald aus Schonach
im Schwarzwald, schuf schon ein Modell. Als dann, im
Jahre 2003, die Gemeinden aus dem Kirchspiel Kork ihr 1225-jähriges
Jubiläum feierten, machte sich vor allem die (1821 gegründete
) , Lesegesellschaft Kork' den Plan zu eigen und brachte die
ersten Gelder zusammen. Im Jahre 2007 wurde die Finanzierung
gesichert, im August 2008 der Vertrag geschlossen. Die Aufgabe,
die der Bildhauer sich stellte, war neu und ihre Lösung schwer,
allein schon in technischer Hinsicht. Ein Stier, in Lebensgröße in
Bronze gegossen, nach einem lebensgroßen Gipsmodell!

Ringwald ist mit seinen Werken für den öffentlichen Raum
bekannt, ja berühmt geworden: zumal mit seinen Brunnen,


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