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Neue Literatur 427
lernen könne. „Aber auch auf geistigem Gebiet gehören
sie zu den intelligentesten deutschen Stämmen
. Und erst in politischer Hinsicht! Welche Größen
hat das Schwabenland hier hervorgebracht!"
Das Bändchen, das den Mitgliedern der Hansjakob-
Gesellschaft als kostenlose Jahresgabe zuging, will
dazu beitragen, Leben und Werk des Schriftstellers
nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Es ist eine
vergnügliche und unterhaltsame Lektüre.
Martin Ruch
Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte
68. )g., Stuttgart 2009.
Reisen und Reiseliteratur im Spätmittelalter, Pilgerberichte
, Pilgertraditionen und der Jakobuskult in Südwestdeutschland
- das Jahrbuch hat sich in einem
der Schwerpunkte des Jahresbandes einem aktuellen
Thema zugewandt. Besonders der Beitrag von Klaus
Herbers ist auch für die mittelbadische Region mit
seinen Jakobusstationen und dem Jakobusweg von
Interesse, stellt Herbers doch fest, dass gerade Süddeutschland
bei der Verbreitung des Jakobuskultes
eine zentrale Rolle spielte. Im Bodenseekloster Reichenau
findet sich möglicherweise sogar der früheste
Beleg über einen Santiago-Pilger: in den Mirakeln des
heiligen Markus, die um 930 niedergeschrieben wurden
: „In derselben Woche aber kam ein Kleriker, der
vom Mutterleib an blind war, aber nicht nur blind,
sondern auch unfähig, seine Gliedmaßen zu gebrauchen
, seine Knie waren zur Brust gebogen, seine
Arme auf den Rücken gedreht und er konnte keinen
Schritt gehen. Nachdem dieser schon durch verschiedene
Heiligenorte gekommen war, hatte er auch den
heiligen Apostel Jakobus in Galizien besucht. Dort
erlangte er zuerst sein Augenlicht." Volker Honemann
stellt im Anschluss knapp 30 Reiseberichte des
Mittelalters und der frühen Neuzeit aus dem Südwesten
vor und zeigt die Reisestationen und Besonderheiten
des jeweiligen Berichtes auf.
Martin Ruch
Aus der Stadt Rheinau. Mitteilungen des Historischen
Vereins. Schriftenreihe 1984-2009 (45 Hefte.
1800 Seiten).
Ein Jahrzehnt nach der Entstehung der Stadt Rheinau
wurde die Mitgliedergruppe Rheinau des Historischen
Vereins für Mittelbaden gegründet. In 25
Jahren sind 45 Hefte der Schriftenreihe „Aus der
Stadt Rheinau" erschienen. Das sind 1800 Seiten,
die den zu bescheidenen Untertitel „Mitteilungen
des Historischen Vereins" tragen, denn um Vereinsmitteilungen
handelt es sich nur in den wenigsten
Fällen. Bemerkenswert sind die vielen Themenhefte
, die zwei Drittel aller Ausgaben umfassen.
Eine große thematische Vielfalt der neun Ortsteile
stützt sich auf ältere und neuere Zusammenstellungen
und Untersuchungen, zumeist auch mit entsprechenden
Nachweisen und Quellenangaben.
Aus der älteren Geschichte des Hanauerlandes
werden an speziellen Themen die Rittergüter, Reformation
und Bauernkrieg, die badische Revolution
von 1848 angesprochen. Wir erfahren vom
Niedergang des „Gemeynen Waldes", später Maiwald
genannt. Der Versuch einer frühen deutschen
Kolonialgründung im 17. Jahrhundert an der Nordküste
von Südamerika ist vielleicht unter dem
Namen „Hanauisch-Indien" bekannt. Aus der neuesten
Geschichte wird über die Entstehung der
Stadtgemeinde berichtet.
Von der Alltagsgeschichte hören wir durch die
Schilderung des Wirkens der Pfarrer in Rheinbischof
sheim und Freistett, jeweils über fast drei Jahrhunderte
. Auch die Geschichte der Juden und die
Auswanderungen sind in eigenen Heften dargestellt
. Im kulturellen Bereich wird über Mundart
einschließlich Redensarten (Buchbespr. in „Die Or-
tenau" 2008), über Sagen und das Schul- und Bildungswesen
berichtet. Außer einer Dokumentation
über die Kleindenkmale (mit Nachtrag) wird auch
von den Grenzmarken im Rahmen der Grenzregelung
am Rhein - einschließlich Karten - berichtet.
In einem weiteren Beitrag wird der Grabdenkmale
auf dem Judenfriedhof in Freistett gedacht.
Eine sehr ansprechende Übersicht (43 Seiten),
„Die Kirchen in Rheinau", ist 2008 erschienen. Die
Titelseite ist mit dem Bild eines Kirchenfensters geschmückt
, das H. Mac Leon, ein weltweit in der
Ökumene tätiger Künstler, 1950 für die Jahrhunderte
alte Nikolauskapelle in Freistett geschaffen
hat. Zusammen mit einigen weiteren Beiträgen
über Kirchen und Kapellen in den verschiedenen
Ortsteilen, die zuvor schon in der Schriftenreihe
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