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436 Neue Literatur
brauch und bei Gewalt jeglicher Art, sondern auch
bei Mitläufertum, sobald es menschenverachtend
und damit menschenunwürdig wird.
Die Autoren der Dokumentation „Deportiert
aus Nordrach" haben mit ihrer gelungenen Recherche
nicht nur bestehende Angaben über den Verbleib
der Deportierten korrigieren können, sie
haben darüber hinaus ein für die Öffentlichkeit anschauliches
und gut rezipierbares Zeitdokument
vorgelegt und damit einen wesentlichen Anstoß
gegeben für weitere Arbeiten des Historischen Vereins
(und vielleicht darüber hinaus) auf diesem
wichtigen Gebiet.
Annemarie Post-Martens
Klem, Ekkehard: Geschichte der Juden in Friesenheim
. Erinnerungsplätze und Spuren. Haigerloch
2009, 48 S., viele Abb.
Dieser historische Rundgang zu Orten einstigen
jüdischen Lebens in Friesenheim verdankt seine
Entstehung Uwe Schellinger als Ideengeber, Ekkehard
Klemm als Projektleiter und einer Gruppe
von 7 Schülerinnen und Schülern der Haupt- und
Realschule Friesenheim, die im Rahmen eines Geschichtsprojektes
und in Kooperation mit dem
Historischen Verein für Mittelbaden, Mitgliedergruppe
Lahr - Friesenheim, sich dem jüdischen
Leben ihrer Heimatgemeinde zuwandten. Seit
dem Ende des 16. Jahrhunderts lebten Juden hier;
im April 1942 wurde die letzte jüdische Bewohnerin
deportiert. Zuvor waren neun Personen im
Oktober 1940 nach Gurs verschleppt und später
in die Vernichtungslager deportiert worden. Wo
die einstigen Nachbarn wohnten, wo die Synagoge
, wo das Ritualbad, wo ihr Friedhof, das Gasthaus
, die koschere Metzgerei waren, dies zeigt der
Rundgang. Kompetent geschriebene Einzelbilder,
eine Zeittafel, sowie ein Memorbuch mit den
Namen der Toten lassen dieses Werk zur wichtigen
Dokumentation werden. Nicht zuletzt auch
deshalb, weil ein letzter Zeitzeuge, Richard Levi
aus England, der mit 12 Jahren Friesenheim verließ
, bei seinem ersten Besuch in der einstigen
Heimat 2004 auch dem Geschichtsprojekt Auskunft
gab.
Martin Ruch
Gurs. Ein Internierungslager. Südfrankreich 1939
- 1943. Aquarelle, Zeichnungen, Fotografien.
Sammlung Elsbeth Kasser. Basel 2009, 168 S., viele
Färb- und S/W- Abb.
In Gurs wurden in den Jahren 1939 bis 1945 an die
60000 Menschen interniert. Zunächst vor Franco
geflüchtete Soldaten der spanischen Republik, dann
in Frankreich „unerwünschte" und „politische"
Personen, schließlich ab Oktober 1940 auch über
6500 badisch-pfälzische Juden. Zuletzt waren es
noch Sinti und Roma, die als Unerwünschte inhaftiert
waren, bis das Lager nach Kriegsende geschlossen
wurde. Heute ist kaum mehr eine Spur zu finden
, lediglich der Lagerfriedhof, auf dem auch
Namen aus der Ortenau stehen. Ein Mahnmal, wenige
Betonspuren - und ein riesiger Wald, der das
einstige Lagerareal bedeckt, das ist Gurs heute. Ab
August 1942 wurden die 3907 jüdischen Internierten
, die bis dahin überlebt hatten, in französischer
Kollaboration mit den deutschen Nationalsozialisten
aus Gurs nach Auschwitz deportiert. Die
Schweizer Rotkreuzschwester Elsbeth Kasser war zu
jener Zeit im Lager tätig und hat dort Zeugnisse
künstlerischen Schaffens gesammelt. Etwa 200
Zeichnungen und Aquarelle wurden zum Bestand
einer einzigartigen Sammlung, die heute in der
Hochschule Zürich aufbewahrt wird. Das vorliegende
Buch ist der Katalog zu dieser Sammlung und
enthält in Originalgröße und in Farbe alle Blätter.
Texte zur Geschichte des Lagers, die Biografie Elsbeth
Kassers, die Geschichte der Sammlung und ein
Beitrag über das künstlerische Schaffen in Gurs lassen
diesen Katalog (gestaltet als Archivschachtel
aus grauem Karton!) zum wichtigen Handbuch werden
, das zur 70. Wiederkehr der Oktoberdeportation
1940 erschienen ist.
Martin Ruch
Heid, Hans: Vorträge der jähre 2006 - 2009. Rastatt
2009, 262 S., viele Abb.
Die Vortragsreihe der Historischen Bibliothek der
Stadt Rastatt im Ludwig-Wilhelm-Gymnasium hat
schon viele bedeutende Referenten und Themen
in den beiden letzten Jahrzehnten vorgestellt. In
der Publikationsreihe „Vortragsreihe der Historischen
Bibliothek Rastatt" werden diese Vorträge
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