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Manfred Merker
Abb. 1: Vergil als
humanistischer
Dichter
Straßburger Tor, das dann 1818 nach der Säkularisierung
aller deutschen Klöster mit Übernahme
fast aller Buchbestände als großherzoglich
-badisches Gymnasium im alten Kapuzinerkloster
weitergeführt wurde. Neun Titel
stammen aus der Zeit zwischen 1502 und 1583,
neben dem 16. Jahrhundert ist das 17. und 18.
Jahrhundert viermal vertreten. Sechsmal ist der
Druckort das nahe Straßburg mit so berühmten
Meistern wie Grüninger, Knobloch und Schürer
, zweimal Frankfurt am Main und Halle und
einmal Mainz, wobei sowohl Straßburg als
auch Mainz eng mit dem epochalen Erfinder
des Buchdrucks, Johannes Gutenberg, und seinen
Anfängen verbunden sind und damit als
Wiege des europäischen Buchdrucks gelten.
Die Druckereien der beiden bedeutendsten
sächsischen Universitäten, Halle und Leipzig,
sind viermal vertreten.
Alle Vergildrucke des 16. Jahrhunderts präsentieren sich
durchweg in lateinischer Sprache sowohl in den Texten der drei
Hauptwerke Bukolica, Georgica und Äneis und den pseudover-
gilianischen Gedichten als auch in den Vorreden an den Leser
(Praefationes), Randkommentaren (Scholien), Inhaltsangaben
(Argumenta) und Registern (Indices). Die vierbändige Leipziger
Ausgabe von 1787-1789 enthält als erste die gerade in dieser
Zeit entwickelte moderne Textkritik aus dem damals weltweit
führenden Lateinseminar des Göttinger Altphilologen J.G.
Heyne. Sie ist damit die allererste wissenschaftliche Edition
überhaupt. Diese bahnbrechende Vorgehensweise der führenden
Altphilologen zur Rekonstruktion des antiken Originaltextes
mit dem Stammbau der Textüberlieferung und dem sogenannten
kritischen Apparat unter jeder Textseite entwickelte
sich im Laufe des 19. Jahrhunderts zur führenden Wissenschaft
in der Welt. Auf ihr basieren alle verbindlichen Textausgaben
der heute führenden Verlage in England (Oxford und Cambridge
), Frankreich (Garnier) und Deutschland (Teubner in
Leipzig und Stuttgart).
II. Die Vergilbestände der Historischen Bibliothek Offenburg
a) 16. Jahrhundert
Die Vergildrucke des Humanismus sollen hier in der Reihenfolge
ihres Erscheinungsjahres dargestellt werden. Sie folgen
damit der Registrierung, die der Emmendinger Altphilologe
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