Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
93. Jahresband.2013
Seite: 30
(PDF, 86 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2013/0031
Manfred Merker

Abb. 11: Die Hochzeit
von Äneas mit Lavinia
(aus Mafeos 13. Buch
der Äneis)

humanistischen Vergilausga-
ben geworden ist und bis zum
Erscheinen der ersten textkritischen
Editionen, von denen
eine auch zu unseren Beständen
gehört, immer wieder als
Vergilsupplement mit abgedruckt
wurde. Maffeo Vegio
besingt darin in schönen
Hexametern, wie Äneas nach
Abschluss der Kriege in
Latium Frieden schließt und
eine feierliche große Hochzeit
mit Lavinia feiert, wie es
sich für einen siegreichen
Helden in den besten Mannesjahren gehört. Nach einem angemessenen
Tod wird Äneas dann in den Himmel versetzt
und leuchtet, wie andere schon früher verdiente Verstirnte,
den Seinen und späteren Generationen würdiger Römer vom
Himmel herunter.

600 Jahre später hat die moderne Forschung andere Antworten
auf die beschriebene Ungereimtheit und andere Unstimmigkeiten
im Werke Vergils gesucht. Einmal könnten sie der Unfertig-
keit des Werkes zuzuschreiben sein, die auch Vergil empfunden
hat und die auch die zahlreichen Halbverse des Epos erklären
würden. Ebenso könnten darin eine negative Anspielung und
Kritik an Oktavians brutaler Machtpolitik während des Bürgerkriegs
enthalten sein, die die Pax Augusta und den Prinzipat
überschattete. Immerhin hatte der spätere Kaiser Augustus
unter anderem in Perusia (Perugia) im Jahre 39 v. Chr. grausam
seine Gegner hinrichten und später 6000 Sklaven kreuzigen
lassen.

Aus dem Kampf um die Alleinherrschaft kann außerdem, wie
im Fall des Äneas und Augustus, nur einer als Sieger hervorgehen
, wenn auch unter großen Opfern, wie es Vergil vielleicht
aufzeigen wollte. Nach der „two voices"-Theorie amerikanischer
Altphilologen (Parry 1963, Lyne 1987) hätte Vergil neben
der ansonsten vorherrschenden panegyrischen Herrschaftsverherrlichung
im letzten Vers seines Romepos' sein privates Unbehagen
am Prinzipat und seinem unrühmlichen Beginn durchblicken
lassen.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2013/0031