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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
93. Jahresband.2013
Seite: 58
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2013/0059
^ g Hans Harter

Der Tübinger Theologe
Theodor Thumm
(1586-1630).
Gemälde von Conrad
Melberger 1618.
Tübinger Professoren-
ga lerie/www. s tudion.
uni-tuebingen.de

des Stadtbrunnens stammen aus dieser Zeit, wohl als Denkmal
für das Wiedererstehen der Stadt.

Doch wurden 1598 wieder zwei Frauen „als ein Hex verbrennt
"47. Zwanzig Jahre später, 1618, 1619 und 1620, traf dieses
Schicksal nochmals sechs Frauen, nachdem sie auf der Folter
jeweils die Verführung durch einen „trügerischen Geist" gestanden
hatten. Darüber berichtet ein Text im Taufbuch, der
von Pfarrer Simon Petrus Wehrlin (1610-1629) stammt. In ihm
rühmt er die „göttliche Fügung", die weitere Vorhaben der
„Hexen" vereitelte, und er schließt mit dem Satz „Jesu Christo,
dem Heiland und Überwinder des Teufels, sei Lob, Ehre und
Ruhm in ewige Jahrhunderte. Amen."48 Offenkundig befürwortete
Pfarrer Wehrlin49 die Hexenprozesse als „Überwindung des
Teufels", wenn er sie, die sich in seiner Amtszeit häuften, nicht
sogar initiierte:50 Nicht nur, dass er in seiner Gemeinde eine
Führungsperson war, er verwertete seine diesbezügliche „private
Erfahrung" 1621 auch in einer Dissertation mit dem Titel
„Von der Gottlosigkeit der Hexen, ihrer Haltlosigkeit zu schädigen
und der Schwere ihrer Strafe"51. Sein Doktorvater war der
Tübinger Theologe Theodor Thumm, der als Polemiker der lutherischen
Orthodoxie gilt.52

In die Amtszeit Wehrlins fiel auch das 1617 mit Fest- und
Gedenkveranstaltungen begangene Reformationsjubiläum, von
dem es heißt, dass es die alten Feindbilder auffrischte und die
konfessionelle Kampfbereitschaft erhöhte.53 An Allerseelen war
in allen Orten Württembergs „ein Evangelisches Freuden- oder
Jubelfest" zu zelebrieren, bei dem gefeiert werden sollte, dass
„der Teuf fei und die gottloß Welt, falsche Lehrer und blutgürige
Tyrannen, Türck und Bapst" es nicht geschafft hatten, „den
Lauff des Evangelii zue hindern"54. Dabei wurde mit Polemik
gegenüber den Katholiken nicht gespart, mit entsprechenden
Reaktionen auf ihrer Seite, sodass es, vor allem in Grenzgegenden
, zu Konfrontationen kam.55 In solche muss auch Pfarrer
Wehrlin verstrickt worden sein, von dem es heißt, er habe
„alhie zu Schilttach von unsern Widersachern den Bapisten vil
erlitten und ussgestanden"56.

Dass er selber zu der „konfessionell-militanten Kultur"57 beitrug
, wie wohl auch seine Vorgänger, die Magister Martinus
Gebhardt (1582-1601) und Matthäus Renner (1601-1610), wird
bei ihrer Ausbildung an der die lutherische Orthodoxie hütenden
Universität Tübingen vorausgesetzt werden können. Dabei
wird es ihnen einerseits um die Disziplinierung ihrer Gemeinde
und die Abwehr von „Zweifel und Superstition", und sei es
durch Hexereiverfahren, gegangen sein, zum anderen um die
Stärkung des Glaubens- und Konfessionsbewusstseins. Genau


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