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Hans Harter
gilt weiterhin, und so fordert der Knabe von den Zuschauern:
„Lebt nit nach eywers Hertzen Lust", sondern „lehrnet teglich
sterben, so megt ier Gottes Huld erwerben". Zur Bekräftigung
lässt er alle niederknieen, im Gebet verharren und „Amen"
sprechen. So erhält die Aufführung den Charakter einer gottesdienstlichen
Feier, die dem irdischen Leben einen Sinn im
Heilsgeschehen geben will.
Nach diesem Gebet „zeicht man ab", und „kumpt der Herolt",
verneigt sich gleichfalls und spricht den zweiten Prolog
(76 Verse). Er verkündet, dass die Aufführung dem dreieinigen
Gott sowie der ganzen damaligen, hierarchisch geordneten Gesellschaft
„zu Lob und Ehr" gewidmet ist: dem Landesherrn
Herzog Eberhard, seinen Brüdern, ihren Gemahlinnen und
Kindern, dem fürstlichen Haus insgesamt, den hohen geistlichen
und weltlichen Ständen, „die uiber uns zu herschen
hant"; sodann „eim erbarn, wolweissen Rat alhie zu Schiltach
in der Stat", „einer ersamen Burgerschaft", den werten Frauen,
schließlich: „Jung, alt, gewaltig, arm und reich, den Herrn
Nachtbar deß selben gleich". Ihnen allen soll das Spiel „zuor
Kurzweil und Lehr" dienen, dessen Hauptpersonen dann vorgestellt
werden: der über 127 Länder herrschende König Ahas-
verus, seine beiden Königinnen Esther und Vasthi, sein Minister
Hamann, zuletzt Mardach „der Juden Frind".
Älteste Ansicht
von Rathaus und
Marktplatz in
Schiltach, gezeichnet
von Geometer Weber
1843. Sammlung
H. Harter.
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