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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
93. Jahresband.2013
Seite: 68
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Hans Harter

„vil frum christliche Hertzen" darüber „grossen schmertzen"
erfahren. Doch hat Gott sein Heil gesandt, damit „die Potentaten
und großen hern in gaistlich und weltlichem stand", ohne
Unterschied der Konfession, „sich im Reich zum Früd gewendet
hant". So weist dieser Prolog über die konfessionelle Abgrenzung
und Gegnerschaft hinaus und spricht aus, was nach dem
Krieg für alle zum zentralen Erlebnis wurde: dass „nun Gott in
disser zeit unß wiederumb den Frieden geit." Damit ist diese
Dichtung ein Beleg und Beispiel dafür, dass aufgrund der Erfahrung
des Dreißigjährigen Kriegs die Konfessionalisierung mit
einem auf Verständigung abzielenden „irenischen Impuls" zu
einem gewissen Abschluss kam.82

Ein solcher ist auch auf lokaler Ebene zu spüren, etwa im
Verhältnis der fürstenbergischen und württembergischen Nachbarn
: 1659 versäumte eine Anzahl Bürger und Untertanen aus
Wolfach, Schenkenzell und Kinzigtal die Messe und ging stattdessen
nach Schiltach zu einer Hochzeit, mit Kirchgang und
Opfer, ohne ihren „Vicary" gefragt zu haben. Wichtiger als
Kirchengebot und konfessioneller Unterschied war ihnen der
„hochzeitliche Ehrentag" ihres „nechsten Vetter, Nachpar und
Fründt", wie derartige „hochzeitliche Zusammenkünfte das
nachparliche Vertrauen stabilisiert und gepflanzet". Dessen
Wert hatte man zuvor erlebt, als „die Schülltacher in großer
Feuersbrunst ihr nachparliche Tapferkeit in hießiger Stadt
[Wolfach] erzaiget und als durch sie vor Abbrennung derselben
errettet worden"82a.

Ferner sind die hier angesprochenen „Dreißig Jahr" ein früher
Beleg für die Bezeichnung „Dreißigjähriger Krieg" als Inbegriff
der Kriegs- und Krisenjahre 1618-1648, der ihre Dauer und
Intensität spiegelt, die in diesen Dimensionen zuvor nicht bekannt
waren.83 Auch ist festzuhalten, dass die Gemeinde es
wenige Jahre nach dem verheerenden Krieg schaffte, „ein wirkliches
geistliches Volksschauspiel möglichst würdig und feierlich
" 84 zur Aufführung zu bringen - eine kommunal und kulturell
beachtliche Leistung. Doch war das Spiel von 1654 das
letzte der in Schiltach aufgeführten Bibeldramen, zumindest
fehlen weitere Nachrichten. Dazu passt literatur- und religionsgeschichtlich
, dass diese dramatische Tradition auf protestantischem
Boden allgemein Ende des 17. Jahrhunderts erlosch.

Zur Identifizierung des Anonymus von 1781

Dieses Phänomen beschäftigte auch den Autor, der bereits 1781
die Schiltacher Akten als „Beitrag zur Geschichte der deutschen
Schaubühne" publizierte: Zur Zeit der Reformation und danach


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