Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
93. Jahresband.2013
Seite: 69
(PDF, 86 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2013/0070
Zuor Kurzweil und der Fraiden Zihl, zu halten hie ein gaistlich Spil

sei dieser „edle Zeitvertreib" mit „günstigen Augen
angesehen", seit dem 18. Jahrhundert in den meisten
protestantischen Ländern aber mit „theologischem
Eifer" bekämpft worden. Dies sei umso unverständlicher
, als es „gegen des redlichen Luthers
eigene Denkart" stehe. Gegen diesen „Hass" führt
er das Schreiben des Hornberger Vogts von 1654
an: Der habe die Aufführung unter Hinweis auf
„dergleichen Komödien" in „päbstischen Orten"
unterstützt, ein Beleg dafür, dass man damals und
trotz des „fürchterlichen Kriegs, bei dem die Religion
so sehr ins Spiel kam", nicht alles verabscheute
, was „in katholischen Ländern üblich
war." Die Ablehnung der Schauspiele als „Gräuel des Pabst-
thums", wie er selber „von einer protestantischen Kanzel
hörte", sei erst später gekommen und nur deshalb, weil sie als
„katholisch" galten. Auch dagegen führt er die Schiltacher
Akten an: das im ersten Prolog geforderte „Gebet auf den
Knieen", das „mit geistlichen Gesängen beschlossen worden."
Dass dies „in einem schon lange vorher gut lutherischen
Lande" praktiziert wurde, nimmt er, nicht ohne Schadenfreude,
als weiteres „Ärgerniß für unsere heutigen Eiferer"85.

So wurde das Schiltacher Schauspiel noch zum Argument
einer literarischen Polemik, die der Autor zudem gegen die Ansicht
führte, dass „in Franken, Schwaben und am Rheinstrom
die Schauspiele in vorigen Zeiten höchst seltene Erscheinungen
gewesen wären". Dass sie in diesen Gegenden Deutschlands
vielleicht sogar „früher und öfters" gängig waren, will er wiederum
mit der hiesigen Aufführung belegen, die für ihn also
durchaus literaturhistorische Bedeutung hat.

Die Suche nach diesem streitbaren Anonymus führt zu dem
gleichfalls unbekannten Autor dreier weiterer Beiträge im selben
Jahrgang des „Deutschen Museum", in denen dieser „Bemerkungen
über das Pariser und Wiener Theater" macht.86
Deren zweiter Teil verweist in der Überschrift überraschenderweise
auf den „Beitrag zur Geschichte der deutschen Schaubühne
" mit der Schiltacher Aufführung.87 Damit wird auch die
dritte Folge verknüpft,88 obwohl es wieder um das Theater in
Paris und Wien geht. Offensichtlich liegt ein Versehen des Herausgebers
, des Literaten Heinrich Christian Boie, vor, der die
beiden letzten Folgen an die ersten „Bemerkungen über das
Pariser und Wiener Theater" hätte anknüpfen sollen (im
Inhaltsverzeichnis richtig). Dieser Irrtum erscheint aber nur
möglich, wenn Boie wusste, dass alle vier ihm vorliegenden, das
Schauspiel betreffenden Beiträge von demselben, anonym zu

Der Dichter und
Herausgeber Heinrich
Christian Boie (1744-
1806). Gemälde von
Leopold Mathieu vor
1806. Dithmarscher
Landesmuseum
Meldorf.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2013/0070