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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
93. Jahresband.2013
Seite: 76
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Martin Ruch

Purim fest:
Jonny Mendelsson
in London, ca. 1985.

Kinder mithilfe von Stöcken und Ratschen
Krach machen, damit der Name
übertönt wird. Nach dem Gottesdienst
in der Synagoge wird Purim mit einem
fröhlichen und ausgiebigen Festessen gefeiert
. Am Ende der Purim Feierlichkeiten
werden von den Kindern Haman-
Puppen verbrannt oder an einem Galgen
erhängt.

Auch die deutschen Juden kennen
dieses Fest seit Jahrhunderten. Häufig
wurden aus diesem Anlass Purimspiele
aufgeführt, die den biblischen Stoff
mehr oder weniger genau wiedergeben.
Frühneuzeitliche Purim-Spiele lehnten
sich dabei oft an das nicht-jüdische Fastnachtsspiel
an. Bemerkenswert ist dabei
eine Figur, die schändliche Reden im
Munde führt und Gebete parodiert, wie
es ja auch manche Gestalten der nichtjüdischen
Fasnacht tun. Selbst in manchen
Kirchen war es ja im Mittelalter
Brauch, einen „Antichrist" während des
Gottesdienstes blasphemische Reden
halten zu lassen, wie es etwa die Literatur über das Straßburger
Münster belegt: dort beschimpfte zu bestimmten Zeiten der
„Rohraff" die Gläubigen wie den Klerus während der Heiligen
Messe.

Aber nicht nur das Verkleiden, sondern auch spezielle
Speisen sind um das Purimfest herum entstanden, und ganz
besonders mit dem Tag der Erinnerung hängen zusammen die
sogenannten „Haman-Taschen": eine Süßspeise, die in ihrer
Form, so erzählt Eva Mendelsson, an die Ohren des Verbrechers
Haman erinnern. Man isst also eigentlich seine Ohren
und sagt dazu den Spruch, den Eva Mendelsson aus ihrer
Offenburger Kinderzeit noch deutlich in Erinnerung hat:
„Purim muss man Kuchen essen und den Haman nicht vergessen
, Haman war ein böser Mann, hat verkackte Hosen an".
Vor allem werden Speisen aufgetischt, in denen Bohnen und
Getreide vorkommen, was an die strenge Einhaltung der
Speisevorschriften durch Königin Esther erinnern soll, die sie
im Palast des Ahasver erfüllt hat. Ein weiteres Gebot an Purim
ist es, so viel zu trinken, bis man „nicht mehr weiß", bis man
also letztlich nicht mehr zwischen Haman und Mordechai
unterscheiden kann.


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