Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
93. Jahresband.2013
Seite: 117
(PDF, 86 MB)
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Hauptthema des zweiten Teils der Erzählung ist dann das der
unehelichen Geburt. Nicht nur von ihrer eigenen Mutter bekommt
Afra zu spüren, was es heißt, ledigerweis zwei Kindern
das Leben geschenkt zu haben, auch die Bauern beschimpfen
sie, wie wir gehört haben, als „alte Vettel", und überall begegnet
sie, wie es im Text heißt, „kalten, herzlosen Menschen"
(S.262). Ähnlich ergeht es auch den beiden unehelich geborenen
Töchtern. Ihre Großmutter, die Frenz, schikaniert sie, wo
sie kann, und die Bauern wiederum beschimpfen sie als Bankerte
. Soziale Ächtung und, wie wir heute sagen würden, Mobbing
durch Familie und Umwelt, führen letztendlich dazu, dass
die Afra und ihre beiden Töchter schwermütig werden und die
beiden Mädchen in eine Irrenanstalt eingeliefert werden müssen
, wobei bei der Gertrud noch als weiteres Motiv das Trauma
der versuchten Vergewaltigung hinzukommt. Erlauben Sie mir
zum Schluss auch einmal einen Schlenkerer, wie man sie bei
Hansjakob des öfteren findet, und zwar hinsichtlich der Namen
unehelicher Kinder. In der Erzählung heißen sie Walpurga und
Gertrud, Hansjakob hätte sie aber auch Hyazinthe oder Clot-
hilde nennen können, denn am 24.2.1897 schreibt ihm sein
uns schon bekannter Informant Dieterle: „Sie wundern sich
vielleicht über den Namen meiner Mutter (Clothilde). Sie war
ein zu Oberwolfach geborenes uneheliches Kind, und da mag
im Jahre 1813 in Oberwolf ach vielleicht die gleiche Sitte bestanden
haben wie in den 60er Jahren in Schapbach. Wenn
man mir heute die in den 60er Jahren durch H. Pfarrer Valos
getauften Schapbacher beim Taufnamen vorzählen würde,
würde ich alle unehelich geborenen auf Grund des Namens
ausscheiden können. Eine Hyazinthe, Eutropia, Ester, Pia, einen
Polikarp, Makarius, Pankraz, Diaknus und viele andere, an
denen man nicht einmal das Geschlecht des Trägers erkennen
kann, haben zwar auch einen heiligen zum Patron, haben aber
auch zugleich das Brandmal ihrer Geburt durchs Leben zu tragen
" (S.28). Und da wir gerade bei der Namensgebung sind,
stellt sich natürlich auch die Frage, weshalb Hansjakob die Judi-
tha Afra, und ihre Schwester Mariev genannt hat. Hatte er vielleicht
Fontanes Roman „Effi Briest" gelesen, der 1895, also zwei
Jahre vor unserer Erzählung erschienen war und in dem sich die
verwitwete Geheimrätin Zwicker in Bad Ems zu Effi folgendermaßen
über den Namen des dortigen Hausmädchens auslässt:
„Afra - übrigens ein wundervoller Name, und es soll sogar eine
heilige Afra gegeben haben ..." Das war natürlich auch dem
Stadtpfarrer von Sankt Martin in Freiburg nicht unbekannt,
zumal die Heilige Afra Schutzpatronin des Dorfes Mühlenbach
in der Nähe von Haslach ist. Sehr ausführlich begründet Hans-


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