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der Rechte, welches er in München, Heidelberg und Berlin absolvierte
. Seine Studenten]'ahre fielen in die „Vormärz"-Zeit, die
Jahre vor den revolutionären Eruptionen 1848. Sie wurden für
Scheffels politisches Denken prägend.
Liberal und republikanisch gesinnt nimmt der Burschenschaftler
, der sich der Verbindung „Frankonia" angeschlossen
hatte, an den jährlichen Wartburgmanifestationen der opponierenden
Studenten teil. Während seiner Vorbereitungen für
das Erste Juristische Staatsexamen brechen die revolutionären
Unruhen am Oberrhein aus. Mit dem Aufruhr um das badische
Ständehaus in Karlsruhe beginnt für Scheffel dann im
Februar 1848 die intensive politische und auch philosophische
Auseinandersetzung mit der sich ankündigenden Revolution
. Seit April ist er als Sekretär des badischen Abgeordneten
und renommierten Staatsrechtlers Karl Theodor Welcker, der
seit 1830 zu den führenden Köpfen des badischen Liberalismus
zu zählen ist, Zeuge und Chronist der Beratungen des
sogenannten Frankfurter „Vorparlaments", später Beobachter
der „Nationalversammlung". Diese jedoch erfüllt seine Erwartungen
nicht - „leider war die erste Sitzung seiner welthistorischen
Bedeutung sehr wenig entsprechend"6. Scheffels
frühe Position, am Beginn der revolutionären Ereignisse, lässt
sich mit einem skeptischen Liberalismus umschreiben; zeitweise
nähert er sich auch den radikaleren demokratischen
Forderungen an. „Die alte mittelalterliche Ansicht, dass der
Arbeiter als „Knecht" dem Student gegenübersteht, ist hoffentlich
bei uns allen überwunden - die reine Humanität erkennt
in jedem Stand einen politischen Gleichberechtigten"7,
führt Scheffel im Sommer 1848 aus. „Der Student ist selbst
noch ein Lernender, er weiss nicht genug, um das Alter zu
belehren; wohl aber weiss er genug, um dem Arbeiter, den sein
Beruf schwer macht, sich mit den Fragen der Gegenwart zu
beschäftigen, Aufklärung zu verschaffen"8 - Formulierungen,
die zunächst nicht mit dem tradierten Bild von Joseph Victor
von Scheffel in Einklang zu bringen sind. Es ist das Erleben der
Revolution von 1848, das zu der entscheidenden historischen
Erfahrung und damit als Voraussetzung für das literarische
Werk Scheffels werden sollte. In einem Brief vom 28. Juli 1849
an den Kommilitonen Karl Schwanitz, noch unter dem Eindruck
der Kapitulation der letzten badischen Aufständischen
und den anschließend vollstreckten Exekutionen in Rastatt
geschrieben, blickt Scheffel bitter auf die revolutionären Ereignisse
zurück, die den Traum seiner Generation von deutscher
Einheit und demokratischer Freiheit grausam zerschlagen
hatten:
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