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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
93. Jahresband.2013
Seite: 128
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Hansgeorg Schmidt-Bergmann

ten Teilen seines literarischen Werkes zu zählen. Folgende Sätze
aus dem Reisebericht Aus den Rätischen Alpen zeigen, wie realistisch
Scheffel die Folgen einer ungehemmten Industrialisierung
und der sich ankündigenden ökonomischen Boom jähre eingeschätzt
hat:

Wenn die Welt draußen schon mit Eisenbahnen vollständig umsponnen
ist, dann kommt vielleicht die Zeit, wo von Ilanz nach
Trons und der Oberalp hin eine Poststraße angelegt wird, und
Wanderer nach uns schauen dort den letzten Postillon mit denselben
Gefühlen an, wie wir den alten Antony. Wenn aber auch die
Eisenbahnen anderwärts schon zu den Altertümern gerechnet
werden und in Luftballonen ein neues Reisen im Gange ist, dann
dringt vielleicht auch der Schienenweg noch bis in die letzten
Winkel des Rheintals [...].17

Joseph Victor von Scheffel als der skeptische Chronist seiner
Zeit, der die beschleunigte Technisierung aller Lebensverhältnisse
in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts in
seinem Werk dokumentiert, damit gewinnt man eine Perspektive
auf sein Werk, die es von den hartnäckigen Klischees zu
lösen vermag.

Nach dem Ende der Säckinger Dienstzeit

Anfang Dezember 1851 wird Scheffel Sekretär am Bruchsaler
Hofgericht, wo er lediglich bis zum Mai des folgenden Jahres
angestellt bleibt. Scheffel will jetzt sein eigentliches Ziel realisieren
, dem „Frondienst" entkommen und ausschließlich als
Künstler leben. An den Freund und Kunsthistoriker Friedrich
Eggers schreibt er am 20. Dezember aus Bruchsal:

Von mir selber möchte ich Dir auch gern Etwas erzählen, - aber
ich weiß schier gar Nichts. Im einförmigen Geschäftsleben vergeht
ein Tag wie der andre, u. die Pointe des Tages besteht darin, daß
man Abends viel Bier trinkt! [...] Das nächste Jahr gedenk ich
zum letzten Mal als fahrender Schüler in die weite Welt zu ziehen
[...] Ein halb Jahr in Italien gibt einen Wintervorrath fürs Leben,

[...]}*

Und an Karl Schwanitz schreibt Scheffel: „ich wollt', ich könnt'
eher heut als morgen [...] auf italischem Boden einen Schluck
Lethe trinken, in dem alle Erinnerungen seit 1848 ausgetilgt
würden."19


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