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Joseph Victor von Scheffel: Zwischen Sehnsucht und Desillusionismus 129
Emma Heim und Joseph Victor von Scheffel -
eine vergebliche Liebe
Ein Suchender und ein letztlich Desillusionierter ist Joseph Victor
von Scheffel auch schon früh als Liebender gewesen. Seine
Werke geben darüber Auskunft. Im „Trompeter von Säckingen"
finden sich die Verse „Jung Werners", die rückblickend gemeint
sind und doch schon die kommenden Enttäuschungen auf ein
wenig Glück antizipieren:
Leid, Neid und Haß, auch ich hob' sie empfunden,
Ein sturmgeprüfter müder Wandersmann.
Ich träumt von Frieden dann und stillen Stunden.
Da führte mich der Weg zu dir hinan.
In deinen Armen wollt ich ganz genesen,
Zum Danke dir mein junges Leben weihn;
Behüet dich Gott! es war zu schön gewesen,
Behüet dich Gott, es hat nicht sollen sein!20
Eine seiner Lieben, wenn nicht seine erste, war Emma Heim, die
Cousine aus Zell am Harmersbach, eine, wie die Fotografien zeigen
, ausgesprochen attraktive Frau. Ernst Boerschel beginnt seine
durchaus romantisierende Darstellung über die „Dichterliebe'
Emma Heim war Scheffels Cousine; ihre Großmutter, die Apothekerin
Zimmermann in Gengenbach war eine Schwester von Scheffels
Vater. Sie kannten sich von Jugend auf. Ihre Heimatstädte
lagen nicht weit auseinander: Karlsruhe, die Residenz, und Zell
am Harmersbach, das kleine, am Ausgange des Kinzigtals zwischen
Hügeln und Bergen eingebettete Städtchen, dessen kernige
Bewohner den versunkenen Ruhm, einst freie Reichsstädter gewesen
zu sein, noch heute als ein Zeichen ihres besonderen Wertes
empfinden. Doch die Beziehungen der frühen Jugend und der
durch die Verwandtschaft bedingte rege Verkehr, der die Familie
in Zell ins Scheffelhaus nach Karlsruhe und die Familie in Karlsruhe
in die Apotheke des alten Heim nach Zell führte, ließ nicht
die Liebe entstehen, die Scheffels innerstes Gefühl sein Leben lang
wurde. Die kam plötzlich, mit stürmender Gewalt und erschütterte
Mensch und Dichter.21
Emma Heim wurde am 17. Februar 1835 als Tochter des Apothekers
Karl Heim in Zell am Harmersbach geboren, war also
neun Jahre jünger als der Cousin Joseph Victor:
Die Heims in Zell waren ein knochiges, derbes Geschlecht. [...]
Arbeit in jeder einträglichen Form war das Lebensprinzip. Der
Apotheker Karl Heim war im August 1829, zwanzigjährig von
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