http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2013/0171
170
Hans Harter
Der Briefschreiber:
Adolf Christoph
Trautwein. - Foto:
Albert Schittenhelm,
Villingen und Schwenningen
(um 1896). -
Vorlage: H. Harter
1883 wurde er Bürgermeister seiner Heimatstadt
und in diesem Amt zweimal bestätigt. Er förderte
den Bahnbau Wolfach-Freudenstadt (1886) und
Schiltach-Schramberg (1892), betrieb die Errichtung
einer neuen Volksschule (1893) und die
Modernisierung der Wasserversorgung (1898),
wobei er bis zu seinem Tod am 30. September
1898, seinem 80. Geburtstag, amtierte.
Sein einziger das Kindesalter überlebender
Sohn,9 der 1849 geborene Wilhelm, trat nicht in
die familiär vorgeprägten Fußstapfen der Flößerei
, sondern wurde Rotgerber. 1871 weilte er auf
Wanderschaft in Wien,10 wo ihn der vorliegende
Brief erreichte. Dort erlebte er einen längeren
Streik der „Arbeiter und Gesellen", der ihn mit Arbeits- und
Verdienstlosigkeit betraf. 1877 verheiratete er sich in Alpirs-
bach mit Anna Maria Armbruster, mit der er acht Kinder
hatte.11 Wilhelm Trautwein begründete in der Gerbergasse eine
Rotgerberei, die nach seinem Tod 1925 von seinen Söhnen und
Enkeln bis in die 1970er Jahre weitergeführt wurde.
Von den Themen, die sein Vater ihm gegenüber brieflich
abhandelt, sind folgende von besonderem Interesse und starker
Ausdruckskraft:
- seine Einstellung zum Wirken der „Internationalen" und zur
aktuellen sozialen Frage;
- sein wirtschaftliches Denken und seine Erwerbsmentalität;
- das ihnen zugrundeliegende Menschenbild;
- seine Problembeschreibung des Kinzigtäler Holzhandels;
- die Schwierigkeit, sich im Familienbetrieb innovativ durchzusetzen
;12
- die Verdienstchancen der Flößer als Experten für Holztransport
in Siebenbürgen;13
- die gute Lage des Handwerks, besonders der Gerber, die zur
Geschäftsgründung einlädt.
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2013/0171