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198 Ralf Bernd Herden
Leben und Hauptwerke
Aus Irma Goeringers Feder stammen die Werke „Die letzte Strophe
" (1904), „Kinder der Seele" (1905), „Das Wunder - Eine
Geschichte aus dem Schwarzwald" (1905) und „Schlingpflanzen
" (1908).9 Weitere Daten sind bisher kaum von ihr bekannt.
Das Literaturlexikon nennt nur die zweite Ehe (1903) und
deren Scheidung, zugleich aber auch als Todestag den 08. April
1910 mit Bezug auf Berlin10. Irma Goeringer soll als regelmäßige
Autorin für die „Frankfurter Zeitung", für die Zeitschrift „Jugend
", aber auch die „Süddeutschen Monatshefte" und das
„Literarische Echo" geschrieben haben.
Jedes ihrer Werke verdient sicher eine eigene Würdigung. Dabei
geht die Spanne der Betrachtung und Bewertung jedoch durchaus
weit auseinander. Während man „Das Wunder" wohlwollend
als Heimat-Liebesroman mit deutlich sozialem und etwas
emanzipatorischem Anklang (dieser aber von fester, katholisch
orientierter Glaubenstreue überdeckt) bezeichnen kann, geht
das Werk „Kinder der Seele" viel tiefer nicht nur in grundsätzliche
, emanzipatorische Fragen: Die Frage der Stellung der Frau
wird hier offener, gestaltender, kritischer - auch aufmüpfig,
statt aufopfernd, dargestellt.
In dieser Hinsicht, nämlich der Frage der Emanzipation und
der aktiven Selbstbestimmung war Irma Goeringer wohl in
ihrem Werk und in ihrer selbstorientierten Lebensgestaltung
ihrer Zeit weit voraus. Ob der Mut zur Selbstgestaltung nach
ihrem individuellen Verständnis sie glücklicher gemacht hat,
oder ob sie trotzdem unter den Zwängen der Konventionen
ihrer Zeit litt - diese Frage könnte die Autorin wohl nur selbst
erschöpfend behandeln. Anklänge auf Antworten finden sich
jedoch in ihrem Werk.
Es lässt manches vermuten, dass Irma Goeringer für ihre Unabhängigkeit
im Denken und Handeln einen nicht geringen Preis
zahlen musste. Konventionen waren damals noch quasi sakrosankt
, und ein Verstoß gegen das, „was sich ziemt", konnte aus
einer jungen Dame schnell einen gesellschaftlichen Paria werden
lassen.
Ihre Tätigkeit in Zürich für die „ Züricher Post", wo auch ihr
Ehemann Jacob Schürfer als Redakteur tätig war, rückt Irma
Goeringer ins politisch linke Spektrum. Die 1879 gegründete
Zeitung war zumindest dem linksdemokratisch-liberalen Spektrum
zuzuordnen.11 Dass Irma Goeringer zu den sogenannten
„Salonsozialisten" - die Schweizer würden „Cüpli-Sozialisten"
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