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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
93. Jahresband.2013
Seite: 205
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2013/0206
Irma Goeringer 9Q*\

Über hundert Jahre waren vergangen, und noch immer
saßen die Hartwiger auf Großwerdau. Scheinbar blieb auch
sonst alles beim Alten, in Lebensführung und Gewohnheit. Erst
in den letzten Jahren gab es eine Veränderung: Frau Anna Hartwiger
lebte im Winter nicht auf Großwerdau/'31

Dies entspricht der Situation in Bad Rippoldsau, wo der der
Familie Goeringer gehörende Badbereich, den man 1824 vom
Hause Fürstenberg erworben hatte, ein eigenes, kleines „Zentrum
" darstellte, mit Wohn- und Wirtschaftsgebäuden und der
Magdalenenkapelle. Die Goeringer waren übrigens zuvor seit
1777 Badpächter des Hauses Fürstenberg gewesen.

„Großwerdau braucht eine Herrin, einen Erben. Ich weiß,
dass es nicht der Geldverlust ist, der Sie beunruhigt. Sie fürchten
nur, in der Heimat fremd zu werden durch die Fremde.
Seien Sie aufrichtig: Hatten Sie denn je eine Heimat? Waren Sie
jemals wirklich zu Hause dort, wo Sie geboren sind? Was bindet
Sie und die Ihren zusammen? Nichts, was Sie durch die Heimat
verlieren. Darum gönnen Sie Ihrem Vater sein Glück, vielleicht
wird er wirklich glücklich. Ihr Heim ist hier bei Ihrem Mann,
bei denen, die Sie lieben aus eigener Wahl, nicht aus Gewohnheit
."32

Diese Darstellung gibt die Lebenssituation des Vaters Otto
Goeringer wieder. Nach der Scheidung der ersten Ehe und dem
Tod des geliebten Sohnes Kurt (angeblich im Jahre 1892, aber
bisher nicht belegbar), war Bad Rippoldsau ohne (männlichen)
Erben.

„ ... Was haben Sie dann davon, wenn Sie in diesem Trubel
Ihre junge Stiefmutter kennen lernen? Einen Eindruck von
Ihrem Wesen kriegen Sie nicht, oder höchstens einen falschen.
An seinem Hochzeitstag ist kein Weib normal. Dann scheint
mir auch die ganze Situation etwas peinlich. Auf der einen Seite
der Bräutigam, der sich vor seiner erwachsenen Tochter vielleicht
unbehaglich fühlt, die Braut, die gerade an diesem Tag
nicht gern daran erinnert wird, dass sie die zweite Frau ist."33

Die zweite Gattin Otto Goeringers, Julie geborene Stierlein,
war 1872 geboren, also nur wenig älter als die Stieftochter Irma,
welche 1876 das Licht der Welt erblickt hatte. Irma Goeringer
hat sich dann wohl entschlossen, nicht zur Heirat ihres Vaters
nach Bad Rippoldsau zu fahren.

„Von ihrem Vater bekam sie auf die Absage einen bedauernden
Brief, dem man in jeder Zeile die Erleichterung anmerkte,
und ein Bild seiner Braut. ... Lange saß sie schweigend und
durchforschte Zug für Zug des fremden Gesichtes. ... Endlich
nahm Hilde das Bild, hob es an ihre Lippen und drückte einen
innigen Kuss darauf."34


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