Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
93. Jahresband.2013
Seite: 212
(PDF, 86 MB)
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Ralf Bernd Herden

hat. Es ist anzunehmen, dass sich die gesamte Familie wohl vor
allem des Antisemitismus wegen von ihr losgesagt und den
Kontakt abgebrochen hat. Ob letztendlich dies - oder ein anderes
Beziehungsproblem - zum absoluten Zusammenbruch und
zum Suizid geführt hat, wäre noch zu klären. Und ungeklärt
wird auch die Frage bleiben, ob die Familie den Antisemitismus
grundsätzlich ablehnte - oder nur aus Geldrücksichten gegenüber
Geschäftsfreuden kultiviert sein wollte.

Jugend (1908/1910) - das „Spätwerk"?

„Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und
Leben" erschien 1896 bis 1940 in München. Anfangs äußerst
progressiv, gab sie dem „Jugendstil" seinen Namen. Sie war
nicht nur künstlerisch, sondern auch politisch akzentuiert: Muckertum
und Spießertum waren ihre Gegner, aber auch die katholische
Kirche und die politische Rechte. Lovis Corinth und
George Grosz zählten zur erlauchten Künstlerschar des Blattes,
Ludwig Ganghofer, Maxim Gorki und Jakob Wassermann zum
Kreis der Autoren. Irma Goeringer veröffentliche mindestens
vier Arbeiten in der „Jugend": „Weißt Du, was Sehnsucht
ist?"63, „Liebe, stille Trauer"64, „Ich habe Dich geliebt"65 und „Es
ist ein köstlich Ding"66.

„Weißt Du, was Sehnsucht ist" ist eine tiefgründige, vielleicht
auch aus persönlichen Erfahrungen geprägte Arbeit, die
von Traurigkeit, wenn nicht gar Depression geprägt ist. Sehnsucht
sei nicht das Sehnen des Kindes nach mütterlicher Fürsorge
, nicht das Sehnen des Mannes nach „Tat und Erfüllung".
Eine Sehnsucht kennt keinen Frieden und wisse nichts von
Ruhe: „Sie wohnt in Seelen armer, müder Menschen, die einst
ein Glück besaßen - ein Glück, das fest gefügt in Erz und Marmor
schien und schwach wie Sandstein in der Hand zerfiel. Das
ist die Sehnsucht nach dem toten Glauben an Menschenwert
und Menschenwort."

„Liebe, stille Trauer" verfolgt in ihrem Inhalt die gleiche Richtung
: „Am Arm der Liebe wüßt ich nichts davon, dass auch Du
lebst, liebe, stiller Trauer. - Dann kam ein Tag, da ward der
Schmerz, der hehre, stille Schmerz, der heiligt und entsühnt,
der Allherr meiner armen Seele. Er scheucht den Hass von meiner
Seite ...". Auch hier stand wohl eine schwere Enttäuschung
der Feder Pate. „Ich habe dich geliebt" setzt die Folge eigentlich
konsequent fort: „Ich hab's gelitten, dass die Treue Du verraten,
gelitten und trotzdem geliebt! Doch seit die Liebe Du verrietest,
seit dieser Stunde - lieb' ich Dich nicht mehr."


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