Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
93. Jahresband.2013
Seite: 226
(PDF, 86 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2013/0227
226 Irm§ard Schwanke

Porträt August
Ganthers im Besitz der
Oberkircher August-
Ganther-Schule. Das
Ölgemälde wurde
1924 von Kunstmaler
Hermann Eder in
Freiburg gefertigt.
Foto: Heimat- und
Grimmelshausenmuseum
Oberkirch.

Die beiden Beispiele deuten an, was den Reiz der
Gedichte August Ganthers ausmacht. Oft sorgen
sie für Heiterkeit oder zumindest ein Schmunzeln
. Im Mittelpunkt stehen häufig Kinder oder
„einfache" Menschen, die die Zuhörer durch
ihre Naivität zum Lachen bringen. Obwohl vordergründig
unterlegen und gelegentlich auch
etwas einfältig, erweisen sie sich häufig als besonders
gewitzt und schlau.

Mittlerweile sind die Gedichte Zeugnisse einer
längst vergangenen Zeit. Sie spielen in der Dorfschule
, der Kirche und dem Wirtshaus und zeigen
die großen und kleinen Alltagssorgen der
Menschen. Dabei gaukeln sie keine heile Welt
vor. Auch Kriege oder der Verlust von Angehörigen
werden thematisiert. Bei manch einem Gedicht bleibt dem
Zuhörer das Lachen im Halse stecken.

Wie die Gedichte, so spielen auch die Prosatexte August
Ganthers häufig in südwestdeutschen Dörfern und Städten, die
dem Autor vertraut waren. Der Schauplatz der Mundartgeschichte
„D'r silwerig Cyriakes" ist beispielsweise Oberkirch.
August Ganther erzählt hier, wie zwei Jungen die silberne Statue
des Oberkircher Kirchenpatron bei einer Prozession mittragen
und in einem Kornfeld abstellen, als er ihnen zu schwer
wird. Dort suchen sie den heiligen Cyriak später vergeblich. Erst
bei der Ernte taucht er wieder auf. Als Jahrzehnte nach August
Ganthers Tod der Oberkircher Walter Lepold in einem Gedicht
das gleiche Ereignis beschrieb, war in einer Anmerkung zu
lesen, die Informationen stammten aus einem Tatsachenbericht
. Ob die Episode wirklich so stattgefunden hat oder ob eine
von August Ganther erfundene Geschichte immer wieder erzählt
wurde und so als Tatsache in das kollektive Gedächtnis
eingegangen ist, bleibt unbekannt. Den silbernen Cyriak besitzt
die katholische Kirchengemeinde jedenfalls bis heute.2

Eine andere Mundartgeschichte mit regionalem Bezug - „'s
groß Los in der Moos" - spielt in Gengenbach und stellt eine
Verbindung zu dem Barockschriftsteller Hans Jacob Christoffel
von Grimmelshausen und dessen Hauptroman - dem „Simpli-
cissimus" - her. Das Werk des in Offenburg, Gaisbach, auf der
Ullenburg bei Tiergarten und in Renchen lebenden Grimmelshausen
war August Ganther bestens bekannt. In August Ganthers
Kurzgeschichte sucht Franz, ein Büchernarr und Lehrjunge
des Gengenbacher Schuhmachers Speckbaschi, nach einer Auseinandersetzung
mit dem Meister einen Zufluchtsort. Er erinnert
sich an den Aufenthalt von Grimmelshausens Romanfigur


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2013/0227