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Lohkäse, Bollenradhüte und gesottene Erdäpfel
Aus den Kindheitserinnerungen
August
Ganthers
Foto: Stadtarchiv
Oberkirch
auf der Moos und zieht sich ebenfalls dorthin zurück. Als er
seinem verarmten Meister zu einem großen Losgewinn verhilft,
nimmt die Geschichte für alle Beteiligten ein glückliches Ende.3
August Ganther hat nicht nur ein umfangreiches literarisches
Werk, sondern darüber hinaus autobiographische Aufzeichnungen
hinterlassen, die im Stadtarchiv Oberkirch aufbewahrt
werden. Es handelt sich dabei um Tagebücher ab 1882.
Zudem liegen im Erwachsenenalter verfasste Kindheitserinnerungen
vor.4 August Ganthers Notizen geben tiefe Einblicke in
die Lebensgeschichte des Autors und die politischen, gesellschaftlichen
und wirtschaftlichen Entwicklungen von den
1860er Jahren bis in die Anfangszeit der NS-Herrschaft. Sie beschreiben
das Schicksal des Waisenjungen August Ganther,
seine unsichere Existenz als Junglehrer und das Wachsen seiner
Familie. Gleichzeitig sind sie eine bedeutende stadtgeschichtliche
Quelle.
Als Egodokumente sind sie von hoher Aussagekraft, weil sie
eine Verbindung zwischen individueller Lebensgeschichte und
historischen Ereignissen herstellen.5 Deshalb sollen die Aufzeichnungen
im Mittelpunkt der folgenden Biographie über
August Ganther stehen. Dabei kann nicht ausführlich auf das
gesamte Themenspektrum eingegangen werden. Der Schwerpunkt
liegt auf den Erlebnissen des Dichters in der Ortenau,
insbesondere im Renchtal und in Oberkirch.
Kindheit in Oberkirch
August Ganther wurde am 9. März 1862 in Oberkirch geboren.6
Sein Großvater stammte aus Oppenau und zog um 1817 nach
Oberkirch, wo er das Färbereihandwerk betrieb und mit seiner
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