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Lohkäse, Bollenradhüte und gesottene Erdäpfel
vom Vater geweckt. Er eilte zur Löschmannschaft, während wir
2 Kinder auf der Amtshausstaffel kauerten und von dort aus die
flammende Turmspitze entsetzt anstarrten. [...] Mit großer
Mühe löschte die Feuerwehr die gefährdeten Häuser. Der Brand
leuchtete weit in die Rheinebene hinaus und aus vielen Orten
eilten die Feuerwehren herbei. Vergeblich doch war ihr Mühen.
Der Turm brannte ab. [...] Die im Turm hängenden Glocken
schmolzen mit der Zeit und das flüssige Metall tröpfelte in die
Tiefe. [...] Nach vielen Tagen und Wochen noch wühlten wir
Buben im Schutt und suchten und fanden die Metalltropfen.
Manch junge Männer trugen sie später als Anhänger an der
Uhrenkette. "26
Die katholische Kirche
vor dem von August
Ganther beschriebenen
Kirchtumbrand im
Jahr 1871.
Foto: Stadtarchiv
Oberkirch, Blanche
von Voigts-Rhetz.
Auch über den Einzug der neuen Kirchenglocken und in diesem
Zusammenhang über den Zustand der Oberkircher Straßen berichtete
August Ganther ausführlich: „An einem regnerischen
Sonntag kamen die Glocken ins Tal. [...] Mit Kreuz und Fahnen,
die Geistlichkeit voraus, wurden sie in feierlicher Prozession
abgeholt. Auch ich schritt im Zuge mit und neben mir mein
Bruder. Der Weg war feucht und kotbedeckt. Hinter uns ging
der Sohn des Postmeisters, Eugen Grimm. Dem Unhold machte
es Freude, den Straßenkot massenweise hochzuschleudern und
uns, die wir nagelneue braune Sonntagsanzüge trugen, bis an
den Hals hinauf über und über zu besudeln/'27
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