Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
93. Jahresband.2013
Seite: 351
(PDF, 86 MB)
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Johann Jacob Schweickhart, Blumenwirt und Procurator

ein Schwein, um eine verkauffte Kue mit hinfallender Krankheit behaltet
, um ein verderbtes Pferd, oder um den Antrag eines Zugezogenen
, Ihnen zu einem Hindersäß (Einwohner der Stadt, nicht
Bürger) anzunehmen. Es geht auch um den Diebstahl von 1 Paar
Ermel, 3 Hauben, Halstücher und anderes, um ein gerupftes Huhn,
um eine Täubin, die in Nachbars Taubenschlag Junge gemacht hat,
um aufgelesene Nüsse, um unter der Morgenpredigt entwendeten
Salat und ähnliche Bagatellen. Minimalbeträge werden oft mit
großem personellem Aufwand (Rat, Kläger, Beklagte, Procurato-
ren und Zeugen) verhandelt. Ein Beispiel: Von Christian Wullen-
bärs des Schuhmachers Erben (insgesamt elf Personen), die wegen
Vertheilung von 15 fl. zu keinem gütlichen Vergleich zu bringen
seyen, erhalten zwei direkte Nachkommen je drei und die neun
Enkel je einen Gulden (1.6.1702).

Die wenigen lukrativeren Aufträge, die Schweickhart als Procurator
anvertraut wurden, kamen alle von auswärts, vor allem
(soweit nicht anders vermerkt) aus Straßburg, welches mit Lahr
rege geschäftliche Beziehungen pflegte. So vertritt er am
25.8.1701 Georg Göll contra Georg Weylehner, den Tärber, wegen
schuldiger 33 fl.; Matthias Sutterer von Altenheim contra Georg Philipp
Leitz wegen 48 fl.; Johann Drehers Erben contra Johann Christoph
Carl, den Rathsfreund, wegen deren bis zum 1.9.1701 auf 765
Gulden angewachsener Forderungen;5 Daniel Hülfflner contra
Christian Scheerer, beide Gerber, wegen schuldiger 40 fl.; Anna
Maria Schneiderin aus Treudenstadt wegen Forderungen von insgesamt
160 fl. (25.1.1703). Ab Mai 1702 vertritt er gar die wohlhabende
Frau Barbara Hetzlerin, Wittib, contra Christian Scheerer, in
pro 600 fl. Capital und Zins (28.9.1702). Im Jahr zuvor hatte
Schweickhart noch deren Schuldner gegen sie samt ihrem Procurator
Salomon Carl vertreten. Dies war dann auch Schweick-
harts letzter finanziell „großer Fall".

Was wir von Schweickharts Agieren bisher erfuhren, gibt
Rätsel auf. War er Prozesshansel, Opportunist, Egoist oder einfach
„Hans Dampf in allen Gassen"? Was die Stadtoberen von
ihm hielten, erfahren wir später. Sehr Gegensätzliches sagen
einfache Zeugen über ihn. Er wird der Lieferung schlechten
Hanfsamens beschuldigt (27.1.1701) und daß Er so viel schuldig
seye und niemanden bezahle, und dass er Schönherrs Frau geschlagen
habe (19.5.1701). Hanns Jacob Füncato (Fingado), der ihn
Monate lang vergeblich zur Pachtabrechnung von den Georg
Stephanischen Gütern zwingen lassen will, nennt ihn einen
schlimmen Mann. Wann er etwas rede, so seye nicht darauf zu
gehen, weilen er solches gleich wieder verdrehen könne (1.9.1701).

Dagegen schildert ihn Anna Maria Staadin als Wohltäter: Der
Blumenwürth und seine Haußfrau hätten der Catharina Müller seel.


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