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Die Steinkrugfabrik in Oppenau (1824-1878/80) 4Q5
zierte vor allem auch Geschirre aus Irdenware, mit welchen er
im ganzen Bezirk hausierte. Damit trat er mit dem vor Ort tätigen
und alteingesessenen Töpfermeister in Konkurrenz und
schädigte dessen Geschäft. Die Zunft monierte dieses Geschäftsgebaren
und untersagte Ludwig Mutterer die Herstellung und
den Handel mit Geschirren aus Irdenware. An dieses Verbot
hielt sich der Hafner aber nicht. Mit Erlaubnis des Oppenauer
Oberbürgermeisteramtes und unter Hinzuziehung der Polizei
inspizierten im März 1823 die Zunftmeister die Hafnerwerkstatt
von Ludwig Mutterer. Sie fanden dort ungefähr 600 gebrannte
und 300 ungebrannte Irdenwaren aller Art sowie Ton zur Anfertigung
von weiteren irdenen Geschirren vor. Daraufhin informierte
die Zunft am 11.03.1823 das Bezirksamt in Oberkirch
und bat darum, die Waren des Ludwig Mutterer konfiszieren zu
dürfen. Die ganze Angelegenheit eskalierte, noch bevor das Bezirksamt
Oberkirch dem Oberbürgermeisteramt Oppenau eine
Entscheidung im Hinblick auf die Konfiszierung der Waren zukommen
lassen konnte. Ludwig Mutterer wollte nämlich am
01.04.1823 auf dem Jahrmarkt am Osterdienstag teilnehmen
und dort seine irdenen Waren verkaufen. Dies veranlasste die
Zunft, umgehend das Bezirksamt Oberkirch über den neuen
Sachverhalt in Kenntnis zu setzen und auf eine Entscheidung in
der Sache Mutterer zu drängen.20 In den Akten hat sich kein
Beschluss des Bezirksamts Oberkirch in dieser Angelegenheit
erhalten. Daher ist unbekannt, ob die Töpferarbeiten des Ludwig
Mutterer konfisziert wurden. Es ist jedoch davon auszugehen
, dass die Herstellung von Geschirren aus Irdenware erneut
ausdrücklich untersagt wurde und der Hafner Mutterer sich
wieder verstärkt den Versuchen Steinzeug herzustellen, zuwandte
.
Während einer Reise zum Kniebis im Jahr 1823 erfuhr ein
Mitglied des Direktoriums des Kinzigkreises, dass nahe bei Oppenau
eine Steinkrugfabrik zur Produktion von Mineralwasserkrügen
und anderes ähnliches Geschirr angelegt werden
könnte. In der Umgebung von Oppenau befanden sich in den
Orten Antogast, Griesbach, Peterstal, Freiersbach, Sulzbach und
Rippoldsau Mineralwasserquellen. Die Aussicht auf Erfolg des
Unternehmens durch sichere Abnahme der Sauerwasserkrüge
über die nahe liegenden Mineralquellen, die Möglichkeit der
Etablierung eines neuen Industriezweiges im Großherzogtum
Baden sowie die Schaffung von Arbeitsplätzen in einem strukturschwachen
Gebiet rückte die Versuche zur Steinzeugherstellung
in den Mittelpunkt des Interesses des Direktoriums.21
Aus diesen Gründen wünschte das Direktorium am
13.08.1823 vom Bezirksamt Oberkirch nähere Auskünfte über
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