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Nachrichten
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Francois Joseph Fuchs (1921-2012)
Wer in den späten Jahren des 20. Jahrhunderts nach Straßburg kam, um
Einsicht in eine Urkunde oder eine Publikation zur Stadtgeschichte
Straßburgs zu nehmen, fand gewöhnlich den Weg zum Stadtarchiv
(Archives municipales de la ville de Strasbourg) an der Place de l'hopital.
Dort empfing ihn in der Regel ein hochgewachsener älterer Herr, mit
dem man mühelos deutsch - mit elsässischem Akzent - reden konnte
und der sich beflissen nach den Wünschen des Besuchers erkundigte. In
dem mit Büchern und Akten dicht gefüllten Empfangssaal, der sichtlich
überladen war, brauchte es nur wenige Minuten, den Standort des Gesuchten
festzustellen und auf den Bürotisch gelegt zu bekommen.
Der angesprochene Herr kannte sich aus. Er war Leiter des Archivs.
Der Besucher konnte nicht wissen, dass er die Bestände seines Hauses
schon lange systematisch geordnet und ein umfassendes Inventar aller
Archivalien erstellt hatte. Es war Francois Joseph Fuchs, der ihn zuverlässig
beriet.
Dieser Archivar eilte nicht, drängelte nicht. Er hatte Zeit. Wenn er
sich in das Problem seines Kunden eingedacht hatte, konnte es geschehen
, dass er das Ende seiner Tagesdienstzeit übersah und mit weiteren
Hinweisen beim Thema blieb. Er war nicht nur ausgefuchster Kenner
der Vergangenheit Straßburgs und des Elsass'. Er hatte seine eigenen
Forschungsgebiete, die Geschichte des Frauenwerks (CEuvre de notre
dame) und ökonomische Fragen zum Spätmittelalter. So war er auch
einige Zeit Präsident des Kreises der Freunde des Münsters.
Wer das Glück hatte, von ihm zu einer Ausfahrt in die Vorberge der
Vogesen eingeladen zu werden, erfuhr einen unerwarteten Exkurs über
die Historie eines jetzt verschwundenen Klosters, vorgetragen in lebhaftem
parlando und mit wendiger Vorstellungskraft. Seine Erinnerungen
reichten in seine Jugendzeit im Sundgau und wurden von den leidigen
Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg nicht überdeckt. Francois Fuchs ist
am 4. September 2012 verstorben.
Die von ihm publizierten Bücher und Zeitschriftenbeiträge sind verzeichnet
in: Nouveau Dictionnaire de Biographie Alsacienne Nr. 12
(1988), S. 1074-1075. Walter E. Schäfer
Günter Boll (1940-2012)
Günter Boll wurde am 5. August 1940 in Freiburg geboren. Ausgebildet
zum Lehrer mit Schwerpunkt Geschichte entwickelte er ein großes
Interesse an der Geschichte der einst blühenden jüdischen Gemeinden
am Oberrhein. Seine ernsthaften wissenschaftlichen Forschungen begannen
1981, als ihm die Rettung vieler wichtiger Dokumente und
Objekte aus einer brennenden Müllhalde gelang, die ursprünglich aus
der Synagoge von Mackenheim im Elsass stammten. Darunter befan-
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