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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
93. Jahresband.2013
Seite: 522
(PDF, 86 MB)
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522

Nachrichten

den sich 130 Thorawimpel (zeremonielle Leinenstreifen für die Thora
von der Brit-Milah) aus den Jahren 1669 bis 1904 und Dokumente mit
Geburts-, Hochzeits- und Sterbedaten, die bis zum Jahr 1793 zurückreichten
.

Dieser Fund führte zur Veröffentlichung eines bedeutenden Buches
und zur Erforschung von Grabsteininschriften auf einem 400 Jahre
alten Friedhof, auf dem bis 1755 die Juden aus Breisach bestattet wurden
. Seine weiteren Forschungen erlaubten es ihm, die fast unlesbar
gewordenen Inschriften auf vielen Grabsteinen des 18. Jahrhunderts
aufzuzeichnen. Besonders zu erwähnen ist dabei der Grabstein des Josef
Günzburger, Gründer von sechs jüdischen Gemeinden in Oberbaden.
Günter Bolls Forschungsergebnisse führten zur Veröffentlichung zahlreicher
Studien über jüdisches Leben. Nach über zwanzig Jahren ständiger
Bemühungen gelang es Günter Boll, die französische Regierung zu
überzeugen, den jüdischen Friedhof offiziell zu einem historischen
Denkmal zu erklären.

Aber sein Ziel war nicht nur theoretische geschichtliche Forschung.
Mit seinen Veröffentlichungen brachte er sein Grundanliegen zum
Ausdruck, nämlich sein Wissen mit den Menschen, die auf beiden
Seiten des Rheins leben, zu teilen. Er wollte ihnen die Geschichte und
Kultur der verschwundenen Welt der Juden auf dem Land nahebringen
.

Sein intensives Interesse an der jüdischen Geschichte veranlasste ihn
daher zu Führungen auf dem Jüdischen Friedhof, im Konzentrationslager
Natzweiler-Struthof und im Außenlager Urbes. Als es Günter Boll
schließlich gelang, das Haus des letzten Rabbiners in Breisach zu retten,
regte er die Einrichtung eines Zentrums als Treffpunkt für Juden und
Christen an, um ein positives, neues Verhältnis zu schaffen, das den
guten Willen zwischen den Menschen fördern soll. Im Jahr 2002 erhielt
Günter Boll den renommierten „Obermayer German Jewish History
Award". Aus der Begründung für die Ehrung: „Die Arbeiten des Günter
Boll haben in drei Ländern einen starken Einfluss ausgeübt. Seine Forschungen
über die jüdischen Gemeinden in Baden, Deutschland, im
Elsass, Frankreich, und in der Nordschweiz sind besonders für die Juden
aus dem Elsass und ihre heute über die ganze Welt verstreut lebenden
Nachkommen von Bedeutung. Da er sein Wissen so großzügig zur Verfügung
stellte, konnten Familiengeschichten rekonstruiert und an die
nächste Generation weitergegeben werden."

Die Leser der „Ortenau" verlieren mit Günter Boll einen immer engagierten
und kenntnisreichen Autor zu vielen Aspekten jüdischer
Geschichte.

Martin Ruch


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