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das Ergebnis seiner Forschung über den Merdinger Barockbildhauer J. B.
Sellinger (1714-1779).
„ Wer 1969 in Offenburg... die Sonderschau kirchliche Kunst in der Or-
tenau aus einem Jahrtausend' besuchte, spähte in der Abteilung ,Plastik des
18. Jahrhunderts'vergeblich nach Werken des Gengenbacher Barockbildhauers
Philipp Winterhaider oder dessen Schülers Franz Leonhard Fivell aus.
Beide Meister beherrschten im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts den Bereich
um Offenburg" (H. Br., Philipp Winterhaider, Die Ortenau 54 [1974]).
Brommer hatte eine schmerzlich empfundene Lücke in der Ortenauer
Kunstgeschichte aufgedeckt. Schon 1968/69 konnte er in seinem Aufsatz
„Genealogie als Methode in der Kunstgeschichte" wichtige Erkenntnisse
über den Gengenbacher Barockbildhauer Philipp Winterhaider
vorlegen. Aus der Inschrift des Epitaphs für den Gengenbacher Er-
hartskaplan und ehemaligen Prinzbacher Pfarrer Josef Schneider
(f 1737) hatte er die verwandtschaftliche Beziehung des verstorbenen
Priesters zur Künstlerfamilie Winterhaider erkannt. Schlagartig ging ihm
dadurch auf: Nur Winterhaider kann der Meister des Hochaltars der
Prinzbacher Mauritiuskirche sein. Er „erkannte und unterstrich ... den
Wert gründlicher familienkundlicher Kenntnisse besonders in Fällen, in denen
für Kunstwerke weder durch Signaturen noch durch schriftliche Belege die
Urheberschaft der Künstler zu sichern gewesen war; denn neben der Stilkritik
hatte die Genealogie zusätzliche Begründungen für die Zuschreibung der Arbeiten
geliefert ... Die Erfahrungen lehrten aber, die mühselige Kleinarbeit
nicht zu scheuen, weil das genaue Studium von Kirchenbüchern, Familien-
und Nachlaßakten - zusammen mit der Durchforstung anderer Archivalien
- nicht nur eine feste Grundlage für Lebensbeschreibungen der Meister gewinnen
ließ, sondern erst den Einsatz der Genealogie als Hilfe bei der Zuschreibung
von künstlerischen Arbeiten ermöglichte" [B.M. Kremer, Kunst und
geistliche Kultur am Oberrhein, Lindenberg, 1996].
Der Schwerpunkt der zahlreichen Veröffentlichungen Brommers lag
im Bereich der Erzdiözese Freiburg „längs der Rheinschiene und hinauf in
den Schwarzwald. Das besondere Interesse Brommers" galt „jedoch stets auch
dem benachbarten Elsaß, über dessen Kunstlandschaft er nicht nur Kirchenführer
vorgelegt hat (z.B. Dambach-la-Ville ... Avolsheim, Soultzbach-
les-Bains, Ebersmunster), sondern auch an anderen Stellen Forschungsergebnisse
zu einzelnen Künstlerpersönlichkeiten und Bauwerken publizierte. Es ist
ein Verdienst des Jubilars, die Zusammenhänge einer europäischen Kulturlandschaft
aufgewiesen zu haben, die unseren Raum im 17. und 18. Jahrhundert
entscheidend prägte. Durch Brommer wurde insbesondere die Bedeutung der
bisher als Forschungsobjekt vernachlässigte Barockepoche des Elsasses erkannt
und in zahlreichen Einzeluntersuchungen dargestellt" [B.M. Kremer].
Mit dem Antritt der Schulleiterstelle in Merdingen im Jahre 1956
erwachte in Hermann Brommer das Interesse für den „Orden der Brüder
und Schwestern vom Deutschen Haus Sankt Mariens in Jerusalem". Am
Tuniberg sind seit dem ausgehenden Mittelalter Güter des Deutschen
Ordens nachweisbar, die dieser zusammen mit der Abtei Schuttern
[Propstei Wippertskirch] besaß. Ein „erschrecklicher Donnerstreich" zerstörte
1737 „die uralt ganz baufällig geweste Pfarrkirchen ad Sanctum Remi-
gium ... in einen irreparablen Stand". Der für die Bailei Elsaß-Burgund
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