http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2014/0024
Straßburger Priesterseminar als Festungslazarett
Am Klavier
(Ms 6267/3)
Am 16. Januar gibt es nur Kriegsbrot, aus Roggen- und Kartoffelmehl
. Unstimmigkeiten wegen den Esszetteln erheben
sich zwischen Prof. Gass und dem Chefarzt, welcher verlangt,
dass seine Dame an deren Aufstellung anwesend sei, was der
andere natürlich nicht annimmt. Gass sollte „gefüllte Hammelsbrust
, Hammelragout und Kalbsbrust" servieren, was man
in den Metzgereien nicht finden kann. Der Generaloberarzt
gibt dem Hn Gass Recht.
Der Bericht bricht ab am 25. Februar 1915. Da eine Untersuchung
gegen Prof. Gass wegen Deutschfeindlichkeit eingeleitet
wurde, wagt er es nicht mehr, seinen Bericht - der, wie
gesagt, in französischer Sprache geschrieben war - weiterzuführen
. Er wird vor das Kriegsgericht geladen, seine Wohnung
durchsucht. Am 19. Juni benachrichtigt man ihn, dass er
verbannt ist; am anderen Tag nimmt er den ersten Zug nach
Würzburg, wo er von denselben Leuten in der Wohnung aufgenommen
wird, in welcher er 20 Jahre früher als Student
gelebt hatte. Natürlich wird seine Korrespondenz überwacht;
darum tragen die meisten Briefe und Karten, welche an ihn
gesandt werden, die Adresse von „Fräulein Rita Popp", seine
alte Gastgeberin.
Am 20. April 1917 darf er nach Straßburg zurückkehren.
Sein Journal wird aber erst ab dem 21. September 1918 weitergeführt
. Darin ist nicht mehr die Rede vom Lazarett, das offenbar
nicht mehr bestand.
Das Haus soll nun wieder Seminaristen aufnehmen, 64 an
der Zahl, aber es fehlt an Kartoffeln und Heizmaterial.
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2014/0024