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Hin und Her
Die Orden im Elsass und in Baden vor und nach dem Ersten Weltkrieg
Johannes Werner
Das Ordensleben findet sich wie jedes andere Leben eingeschrieben
in einen bestimmten historischen Kontext, erfährt dessen
Herausforderungen und ahnt neue Horizonte ...
Leonardo Boff, Zeugen Gottes in der Welt
Noch am „Collegium Germanium et Hungaricum" in Rom, ja
dort erst recht, dachte Conrad Gröber, der nachmalige Erzbi-
schof von Freiburg, gern an die Heimat zurück; so etwa an die
Ferien, die er bei seinem Onkel, dem Pfarrer von Wieden im
Schwarzwald, verbracht hatte. Die Tage vergingen mit Lesen,
Schreiben, Nichtstun wie im Flug; ja wie in einem Traum, aus
dem ihn der Schlag der Turmuhr weckte, der ihn an seine
Pflichten erinnerte. „Also auf! Und schnurstracks im Galopp
über Stock und Stein in die Tiefe, wo der Pfarrhund, der ,Ami',
mich schon erwartet und an meinen Knien hinaufspringt. Da
stehen auch schon die beiden Brüder Walleser, Söhne des wackeren
Waldhüters, vor der Türe, denen ich , Stunden' im Latein
als Stellvertreter meines Onkels zu geben habe. Es sind
zwei kräftige, tüchtige, klare Schwarzwälder, die diesen Herbst
bei den Kapuzinern im Elsass eintreten wollen. Baden hat ja bis
zur Stunde nicht den Großmut, den Ordensleuten, Söhnen
deutscher Stämme und Erde, eine bescheidene Niederlassung
zu gestatten/'1 Also gingen die beiden Brüder schließlich nach
Königshofen und von dort nach Sigolsheim und wurden Kapuziner
, der ältere sogar noch Bischof erst in der Südsee, dann in
China. Ihre vier Schwestern traten bei den „Schwestern vom
Allerheiligsten Heiland" in Oberbronn, also ebenfalls im Elsass
, ein.2
Die sogenannte „Klosterfrage"
In der Tat musste, wer sich zum Ordensleben berufen fühlte,
sein Heil außerhalb seines badischen Heimatlandes suchen;
und zwar nicht nur im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts,
von dem hier die Rede war, sondern schon davor und noch
danach.3 Männliche Orden durften sich in Baden überhaupt
nicht niederlassen, und am allerwenigsten die Jesuiten und die
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