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Johannes Werner
Kapuziner, die man aufgrund der Rolle, die sie in der Gegenreformation
gespielt hatten, beschuldigte, den religiösen Frieden
zu gefährden; den Jesuiten traute man ohnehin alles zu, und
die Kapuziner, die sich vor allem an die niederen Volksschichten
wandten, vertraten und verbreiteten einen Glauben, über
den sich die aufgeklärten Zeitgenossen nur entrüsten konnten.4
Heinrich Hansjakob, der diese Kapuziner in seiner Heimatstadt
Haslach noch kennengelernt hatte, mischte sich 1902 mit einer
vielgelesenen Flugschrift5 in die Diskussion ein und musste
sich manche Gegenrede6 gefallen lassen. Der Streit hatte noch
1918 kein Ende genommen - als sich die Sachlage dadurch
änderte, dass das Verbot endlich fiel.7
Die Lage der weiblichen Orden war dagegen weniger klar.
Wo sie sich um Kranke oder andere Bedürftige kümmerten,
ließ man sie stillschweigend gewähren, und die in Straßburg
beheimateten Vinzentinerinnen sowie die in der Schweiz entstandenen
Kreuzschwestern hatte man sogar offiziell zugelassen
; sie nahmen dem Staat viel Arbeit ab.8 Wo sie freilich - wie
in Schwarzach, Erlenbad und Neusatzeck - zu unterrichten
begannen, schob man ihnen rasch einen Riegel vor. Die eigentlichen
Schulorden konnten sich, wenn überhaupt, nur mit
Mühe behaupten. Auch kontemplative Gemeinschaften waren
nicht gern gesehen; so wurden die Frauen, die sich auf dem
Lindenberg bei St. Peter zusammengefunden hatten, 1868 bei
strömendem Regen von der Gendarmerie auf Leiterwagen abgeführt
.9
Die Wende
Kaum dass das Verbot aufgehoben worden und der Krieg zu
Ende war, wurde in Baden eine ganze Reihe von Klöstern neu
gegründet.10 Allein in den Jahren 1919 und 1920 kamen die
Redemptoristen nach Maria Bickesheim bei Durmersheim, die
„Brüder der christlichen Lehre" nach Ettenheimmünster, die
„Brüder der christlichen Schulen" nach Unterkirnach; außerdem
die Kamillianer nach Freiburg, die Spiritaner nach Donaueschingen
, die Zisterzienser nach Birnau und nach Bronnbach,
die Franziskaner nach Freiburg, nach Nussbach und nach
Mannheim, die Kapuziner nach Säckingen, nach Waghäusel
und nach Zell am Harmersbach; 1921/22 folgten die Pallottiner
in Bruchsal und 1925 die Herz-Jesu-Priester in Freiburg. Die
Benediktiner kamen dagegen nicht mehr so richtig zum Zuge.11
Die Ordensleute nahmen die Gelegenheit, die sich ihnen
nun bot, nur zu gerne wahr, und um so lieber, als man sie in
Baden mit offenen Armen aufnahm, ihnen aber im Elsass das
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