http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2014/0086
Die Beschlagnahme der elsässischen Glocken während des Ersten Weltkriegs
Jahrhunderte hindurch die Gläubigen gerufen hatte, als sie infolge
eines Risses im Jahre 1843 umgegossen werden mußte."74
Hauptlehrer Gockler aus Cronenbourg hat Humor: „Die uns
verbliebene ,Cantate/ darf aber jetzt in der Kriegszeit auch nicht
singen ... sie ist jetzt so bequem, daß man hier nicht mehr weiß,
,wieviel die Glocke geschlagen hat. Aber es ist jetzt auch nicht mehr
möglich, ,etwas an die große Glocke zu hängen'."
Nach dem Kriege ...
Wie Emile Herzog schreibt: „Hätte der Krieg noch einige Monate
gedauert, so wären auch die letzten elsässischen Glocken, sogar die
in den Türmen verbliebenen, herangeholt worden. Die diesbezüglichen
Anordnungen waren bereits getroffen worden, denn Metalle
waren keine mehr vorhanden ..."75
Eine unmögliche Bilanz
Wegen der Verschiedenheit der Angaben in den benutzten
Quellen bleibt es illusorisch, genaue Zahlen angeben zu können
.76
Der Elsässer veröffentlicht im Juli 1919 Aufsätze über die
Beschlagnahme der Glocken. Vor dem Kriege soll es 2400 Glocken
allein in den 800 katholischen Kirchen (Pfarr- und Filialkirchen
) gegeben haben. 300 Glocken blieben verschont, weil
sie sich in den durch die Franzosen besetzten Gebieten befanden
, aber „wurden annähernd 1500 Glocken beschlagnahmt und
entfernt, und zwar im Gesamtgewicht von mehr als 16000 Zentnern
". Offizielle Zahlen berichten von 1231 vorhandenen Glocken
im Unter-Elsass, wovon 800 beschlagnahmt wurden, und
von einer Gesamtzahl von 2100 elsässischen Glocken, wovon
1440 beschlagnahmt wurden.77
Die Wiedererlangung einer Anzahl von Glocken in Frankfurt
Als sie nach dem Kriege durch die Presse erfuhren, dass in
Frankfurt noch elsässische Glocken lagerten, begaben sich einige
Pfarrer an Ort und Stelle, und mithilfe französischer Soldaten
brachten sie ihre Glocken wieder nach Hause. Diese Aktion
bewirkte, daß die Kriegsmetall-Aktiengesellschaft, weitere Beraubungen
befürchtend, etliche Glocken verschwinden ließ, indem
sie diese ins Innere des Reichs schickte. Der angebliche Rest (?)
wurde bei der „Societe de Navigation" gelagert, wo Emile Herzog
im April 1919 noch (etwa) 500 Glocken sehen konnte.78
Herzog wurde nämlich beauftragt, zuerst nach Mainz zum
Stellvertreter der Kriegsmetall-Aktiengesellschaft zu gehen. Diese
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2014/0086