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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 94
(PDF, 98 MB)
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Karl-August Lehmann

Reservistenkrug
(Weltkriegsteilnehmer
Wilhelm Lehmann
1914-1918; Großvater
des Verfassers).
Foto: Lehmann-Archiv

einzige Informationsquelle. Entsprechend schössen Spekulationen
ins Kraut, Gerüchte kochten hoch.

Ratsdiener Scherer verkündete am 1. August 1914 morgens
um 5 Uhr die Erklärung des Kriegszustandes. Pfarrer Busse vermerkte
zur allgemeinen Aufregung:

... Wir gingen in die Kirche zum Beichthören, da kam schon eine
ganze Anzahl von Männern zum Beichten ... Eine größere Anzahl
derselben fuhr schon vormittags nach Offenburg ...Ich hielt
eine kurze Predigt und legte dar, warum wir voll großen Gottvertrauens
in den Krieg eintreten dürfen und rief allen Kriegsteilnehmern
„auf Wiedersehen" zu hier auf der Erde oder im Himmel?

Die Kriegsmaschinerie lief an. Junge Männer mit ihren Marschbefehlen
verließen ihre Heimat und rückten ein in die Kasernen
zu ihren Einheiten. Neun Oberharmersbacher Landwirte
waren mit ihren Pferden nach Hausach abkommandiert. Schon
in den Jahren davor hatte man Pferdemusterungen abgehalten,
wobei in der Gemeinde insgesamt 61 Pferde kriegsbrauchbar als
Reit- oder Zugpferde eingestuft worden waren.4

Besorgnis und Begeisterung hielten sich anfangs die Waage.
Allzu frisch schien noch die Erinnerung an den Krieg 1870-71
zu sein, als 70 überwiegend junge Oberharmersbacher Bürger
im Felde standen und alle unversehrt wieder heimkehrten.
Frauen und Kinder trafen sich jetzt täglich in der Pfarrkirche
und beteten - auch auf Bitten des Bürgermeisters - jeweils drei
Rosenkränze. Hin und wieder vertrieben die ersten Erfolgsmeldungen
von der Westfront zumindest oberflächlich die Sorgen.
Siegesnachricht auf Siegesnachricht traf ein. Wir läuteten und hingen
die Fahnen heraus. Die Patrouillen gelangen in die Nähe von
Paris.5

Doch die Nachdenklichkeit wuchs. Bei Spaziergängen auf
den Höhen über dem Harmersbachtal war mitunter unheimliches
[sie] Geschützdonner6 aus den Vogesen zu vernehmen. So
weit weg war der Krieg nicht, spätestens mit den ersten Briefen
der eingezogenen Soldaten war der Krieg auch in der Heimat
angekommen. Und mit jedem Tag im August wuchsen die
Angst und die Sorge um den Mann, den Bruder, den Sohn.

Als im September 1914 zusätzlich wochenlang die Post ausblieb
- die Schlacht an der Marne vom 6. bis 9. September 1914
hatte den deutschen Vormarsch gestoppt -, war offensichtlich:
Nichts war es mit dem Vorhaben, wie bei Kriegsausbruch siegessicher
angekündigt, bis Weihnachten wieder zu Hause zu
sein. Die Soldaten auf den Schlachtfeldern in Flandern, bei
Verdun oder in Galizien erlebten die Hölle.


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