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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 99
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Oberharmersbach während des Ersten Weltkrieges 1914-1918

ken ihre Plätze ein. Die Tumba war schön mit Kränzen geziert,
auf ihr stand eine Tafel mit dem Zeichen des Eisernen Kreuz,
ferner eine Granate und links und rechts je ein Gewehr mit aufgepflanztem
Bajonett Nach Beendigung des Gottesdienstes marschierte
der Militärverein u. Jugendwehr geschlossen auf den
Gottesacker vor das Kruzifix. Dort hielt der Vorstand Severin
Kasper eine Ansprache über d. Gefallenen u. sie beteten 3 Vater
unser u. Glauben. Dann marschierten sie zum Rathaus u. lösten
sich auf um einen Schoppen zu trinken.18

Die erwähnte Jugendwehr wurde auf Anregung des badischen
Kultusministers bereits 1914 gegründet. Diese sollten die 16- bis
20-jährigen Jünglinge vorbilden für die militärische Kriegswissen,
Ausbildungen, Übungen und Anforderungen. Geistige Einwirkung:
Die Vaterlandsliebe und Begeisterung u. Opferwilligkeit für das Vaterland
sollte durch Vorträge und Ansprachen erhalten werden und
die körperlichen Kräfte sollten durch Exerzieren und Marschübungen
gestählt werden.19

Rund fünfzig Jugendliche nahmen daran teil, meist am
Sonntagnachmittag über zwei Stunden hinweg, dann zogen sie
in die nächste Wirtschaft. Dort übernahmen der Kaplan (...
sprach über den Krieg 1870-71 ...) und Pfarrer Johann Busse (...
über verschiedene Kriegswaffen ... auch einmal über Unterseeboote,
Torpedo) die Theorie.20

Ganz so erfolgreich schien die Schulung nicht zu wirken.
Viele schwänzten die Übungen, saßen lieber im Gasthaus
„Bären", wo damals ein äußerst leichtfertiges Dienstmädchen von
auswärts war. Wichtig war den Jugendlichen wohl eher die
graue Mütze mit dem roten Band, das ihnen teilweise die militärische
Qualifikation bescheinigte und ihnen scheinbar erlaubte
, beliebig im Wirtshaus sitzen zu bleiben.

Im zweiten Kriegsjahr standen 255 Oberharmersbacher an
den Fronten. Pfarrer Johann Busse machte sich Sorgen über
eine nicht mehr ganz so gut besuchte Kirche. Daher bat er die
verheirateten Männer und Jünglinge unter 30 Jahren, von nun an
ihre Plätze im Mittelschiff der Kirche einzunehmen, weil sonst die
schönsten Plätze der Kirche leer blieben.21 Diese Kosmetik half
nicht viel. An jedem Jahresende musste er feststellen, dass
mehr als ein Dutzend junge Männer nie mehr ihren Platz in
der Kirche einnehmen werden.

Nach und nach griff der Krieg in den Alltag ein. Dass die
kirchlichen Feste - Fronleichnam und Patrozinium/Gallusfest
im Oktober - ohne Böllerschießen, Musik und Ausrücken des
Militärvereins gehalten wurde, war ein äußerlicher, wenn auch
teilweise nur schwer zu verstehender Verzicht.


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