http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2014/0114
Gymnasiale Kriegsbegeisterung und vaterländischer Opfertod 1914-1918
besonders die zeitgeschichtliche Sammlung ZGS, Presseberichte
der Kriegszeit, die Regimentsgeschichte des Inf.-Reg. 170,
Gefallenenverzeichnisse, das Soldatenfindbuch, Grabsteine des
Alten Friedhofs, Gedenkbücher der Kirchengemeinden, die
einschlägigen Zeitungen der Zeit, OT und D'r alt Offeburger,
Zeitungsberichte und das Internet mit seinen umfangreichen
Informationen zum Jubiläumsjahr.1 Aus Zeitgründen wurde
auf weitere Möglichkeiten der Recherche verzichtet, wie z.B.
auf Kontaktaufnahme mit noch lebenden Verwandten der Gefallenen
oder intensive Gräbersuche mithilfe des Volksbunds
deutscher Kriegsgräberfürsorge e.V. Vielleicht kann die post-
hume Vergegenwärtigung dieser leidvollen Einzelschicksale
auch heute noch über 100 Jahre hinweg einen Beitrag zu einem
würdigen Gedenken an diese unglückliche Generation leisten.
1913 - das letzte Friedensjahr am Gymnasium
In den Jahrbüchern des Großherzoglichen Gymnasiums Offenburg
präsentiert sich das Schuljahr 1913 als ein ganz normales
Friedensjahr. Es war bis Mitte 1914 das letzte dieser Art vor dem
von einer unzulänglichen und unverantwortlichen Gesamtpolitik
nicht verhinderten Ausbruch eines globalen Krieges, der
zum Zusammenbruch all dessen führen sollte, was bis dahin in
Europa und damit auch in Deutschland, Baden und Offenburg
Gültigkeit hatte.
Das humanistische Gymnasium, das ein Jahr zuvor in der
Oberrealschule jenseits des Bahngrabens, dem späteren Schillergymnasium
, die erste gymnasiale Konkurrenz bekommen
hatte, zählte in diesem letzten Normaljahr unter seinem Direktor
Kunzer, später Seger, 198 Schüler. Die detaillierte Statistik
umfasste neben 22 Lehrern und zwei Bibliothekaren 196 Knaben
und zwei Mädchen, davon 136 katholische, 49 evangelische
, 0 altkatholische (1914: 2), 12 israelitische, 2 sonstige. 186
waren Badener, 12 Reichsangehörige, z.T. aus dem deutschen
Elsass. 158 wohnten vor Ort bei den Eltern, 6 von auswärts in
Verpflegung, 34 waren Fahrschüler. Von den zwölf Abiturienten
machten Ende des Schuljahres im Juli elf ein ordentliches
Abitur, einer ein außerordentliches (wg. Krankheit). Als Berufswunsch
finden sich, wie in den Folgejahren, Medizin, Jura,
Pharmazie, Offizier, Ingenieur und Journalist. Die „Zöglinge"
betraten den prächtigen klassizistischen Neubau von 1898 am
Rande der Altstadt „am Graben" unter einer Porphyrtafel mit
der Aufforderung „Mit Ernst zum Ziel" und weiter durch eine
schmiedeeiserne Pforte, die unter einer athenischen Weisheitseule
die Erziehungsziele doctrina und Studium verkündete.
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